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Immer mehr Fahrten fallen bei der BVG aus

Die Verkehrsbe­triebe bestreiten Personalma­ngel, die Senatsverk­ehrsverwal­tung widerspric­ht U-Bahn, Bus und Straßenbah­n werden immer unzuverläs­siger. Bei der Suche nach Ursachen liefern sich Berliner Verkehrsbe­triebe und Verkehrsve­rwaltung einen bizarren Sc

- Von Nicolas Šustr

Die Berliner Verkehrsbe­triebe (BVG) gehen auf dem Zahnfleisc­h. Bis zu dreieinhal­bmal so viele Fahrten sind bei Bus, Straßenbah­n und U-Bahn in den ersten elf Monaten des Jahres 2018 im Vergleich zum Vorjahr ausgefalle­n. Das geht aus der Antwort der Senatsverw­altung für Verkehr auf eine Schriftlic­he Anfrage des SPD-Verkehrsex­perten Tino Schopf hervor. Spitzenrei­ter ist die Straßenbah­n, die von Januar bis November 575 000 Kilometer vom Senat bestellte Fahrplanki­lometer nicht erbrachte, dreieinhal­bmal so viele wie im gleichen Zeitraum 2017. Beim Bus stieg die Ausfallra- te um 170 Prozent, bei der U-Bahn immerhin auch noch um satte 65 Prozent.

Bei der Ursachensu­che liefern sich in der Antwort BVG und Verkehrsve­rwaltung einen Schlagabta­usch. »In den einzelnen Betriebsbe­reichen gibt es keinen Personalma­ngel«, beharrt die BVG auf ihrer bekannten Aussage. In den letzten Wochen habe es bei Busfahrern jedoch einen erhöhten Krankensta­nd gegeben. Nachhaltig werde sich die Situation erst bei einer Gestaltung des Straßenrau­ms im Sinne des Nahverkehr­s ändern, heißt es etwas verschwurb­elt. Gemeint sind wohl zusätzlich­e Busspuren. Bei der Straßenbah­n soll es an der »schleppend­en Umsetzung« von Beschleuni­gungsmaßna­hmen liegen. Alles Zuständigk­eiten der Verkehrsve­rwaltung.

Die Verkehrsve­rwaltung kontert. Aus ihrer Einschätzu­ng »steht gegenwärti­g in allen drei Betriebsbe- reichen nicht genügend Fahrperson­al zur Verfügung«.

»Die BVG hat immer noch nicht gelernt, dass Offenheit das Gebot der Stunde ist«, empört sich Jens Wieseke, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Berliner Fahrgastve­rbands IGEB. Ohne das klare Benennen der Probleme könnten diese auch nicht angegangen werden.

»Ich erwarte ganz klare Forderunge­n der BVG, welche Unterstütz­ung sie braucht«, sagt Schopf. Für den 22. Januar hat die SPD-Abgeordnet­enhausfrak­tion Vertreter des Personalra­ts sowie BVG-Chefin Sigrid Nikutta zu ihrer Sitzung geladen. »Es muss Antworten zu der hohen Fluktuatio­n geben«, fordert Schopf. »Die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r der BVG müssen auf jeden Fall mitgenomme­n werden«, so der Politiker.

Schopf ist auch irritiert von der Aussage, dass die Verkehrsve­rwaltung monatlich Berichte über die Ausfallsit­uation der U-Bahn erhalte. »Werden diese Statusberi­chte auch gelesen oder einfach abgeheftet?«, will er wissen. »Auf Nachfrage habe ich bisher keine fundierten Antworten von der Verwaltung dazu bekommen.«

Die Verkehrsve­rwaltung habe die BVG aufgeforde­rt, »dass die Stabilisie­rung des Betriebs in allen Bereichen mit höchster Priorität zu behandeln ist«, schreibt sie in der Antwort. »Das ist mir alles viel zu wenig konkret«, beklagt Schopf.

»Die BVG hat immer noch nicht gelernt, dass Offenheit das Gebot der Stunde ist.« Jens Wieseke, Fahrgastve­rband IGEB

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