Kritik an IOC und WADA
Antidopingkampf: Im Januar Entscheidung über Russland
Montreal. Die WADA will am 22. Januar entscheiden, ob sie die russische Antidoping-Agentur als regelkonform ansieht und wieder zulässt. Das Exekutivkomitee der Welt-Antidoping-Agentur wird den Fall dann in einer Telefonkonferenz behandeln, teilte die in Montreal ansässige Organisation am Sonnabend über Twitter mit. Die zuständige Expertenkommission berät am 14. und 15. Januar und will der Exekutive bis zum 17. Januar eine Empfehlung vorlegen.
Die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, Dagmar Freitag, bezeichnete das Verfahren zur Wiederzulassung als »Katastrophe«. »Das zeigt, dass die WADA mit Präsident Craig Reedie an der Spitze zum Spielball von Kräften geworden ist, deren Aufklärungswillen vorsichtig formuliert mehr als unterdurchschnittlich ausgeprägt ist«, sagte die SPDPolitikerin. Kritik übte sie auch am
»So eine Führung haben die Sportler nicht verdient.«
Travis Tygart, US-Antidopingchef IOC-Präsidenten: »Thomas Bach hat ja sehr eilfertig erklärt, dass es für das IOC überhaupt keinen Anlass gibt, über einen erneuten Ausschluss russischer Athleten nachzudenken. Und lapidar angefügt, Russland hätte seine Strafe schließlich schon abgesessen. Damit war das Thema für ihn durch.«
Ähnlich sieht es US-AntidopingChef Travis Tygart. »Als die Vorwürfe gegen Russland aufkamen, predigte der IOC-Präsident Nulltoleranz und harte Konsequenzen. Nun, hier sind wir, vier Jahre später, und es hat keine bedeutenden Konsequenzen gegeben, keine Nulltoleranz«, sagte 48-Jährige: »So eine Führung haben die Sportler nicht verdient.« Tygart warf Bach und Reedie fehlendes Gespür vor. »Die Olympische Bewegung braucht dringender denn je inspirierende Anführer, die über der Tagespolitik stehen.«
Ein Expertenteam der WADA untersucht seit Donnerstag in der russischen Hauptstadt Daten des Moskauer Antidoping-Labors. Der Zugang zu diesen Daten ist eine Bedingung zur Wiederzulassung der Russischen Antidoping-Agentur. Ursprünglich hätte die WADA bis zum 31. Dezember Zugang bekommen müssen. Doch die Ausrüstung, mit der die Delegation vor dem Jahreswechsel tätig werden wollte, sei angeblich nicht nach russischem Recht zugelassen gewesen, so dass die Experten zunächst wieder abreisen mussten.
Die Originaldaten des »Laboratory Information Management System« (LIMS) sind wichtig für die WADA, um die Ergebnisse einer ersten Auswertung – 2018 bekam die WADA eine LIMS-Kopie von einem Whistleblower zugespielt – zu bestätigen: Danach sollen 9000 Dopingproben aus den Jahren 2011 bis 2015 verdächtig gewesen sein und von rund 4000 Sportlern stammen.