Ein ungesühnter Doppelmord
Heute vor 100 Jahren starben die Revolutionäre Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht.
Bundesweit fand in der vergangenen Woche vielfältiges Gedenken an die vor 100 Jahren ermordeten Revolutionäre Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg statt. Allein in Berlin verging kein Tag ohne mindestens eine Veranstaltung, getragen von diversen Institutionen und Initiativen. So referierte im Bundesarchiv am Mittwoch Michael Brie über die Bedeutung von Luxemburgs Schrift zur russischen Revolution; Editor Eckhard Müller gab Einblicke in die Forschung und die Archivarin Grit Ulrich in den Nachlass der deutsch-polnischen Revolutionärin. Am Donnerstag führte das Wiener Porträttheater im KarlLiebknecht-Haus das Stück »Geheimsache Rosa Luxemburg« auf. In einem famosen Ritt durch deren Welt und Zeit stellte die studierte Politologin und Schauspielerin Anita Zieher, musikalisch begleitet von der Percussionistin Ingrid Oberkanins, romantisch-dramatische, revolutionär-emanzipative sowie tiefsinnig-theoretische Seiten der Rosa L. vor.
Am Freitagvormittag luden Klaus Gietinger und der Schauspieler Rolf Becker in den »Schleusenkrug« im Tiergarten an jenen historischen Ort, an dem am 31. Mai 1919 Luxemburgs Leiche im Landwehrkanal entdeckt wurde. Sie informierten über einen Offenen Brief an die SPD und die Verteidigungsministerin Ursula van der Leyen. Letztere wird aufgefordert, Kasernen, die noch nach Wehrmachtsoffizieren benannt sind, in Rosa-Luxemburg-, Karl-Liebknecht- oder Kurt-Eisner-Kaserne umzubenennen. Die SPD wiederum solle sich zur Verantwortung für den Doppelmord vom 15. Januar 1919 bekennen, sich für die Massaker an Berliner Arbeitern und Arbeiterinnen unter Gustav Noskes Befehl entschuldigen und die FriedrichEbert-Stiftung – wegen der Verstrickung des damaligen SPDVorsitzenden in die Verbrechen – umbenennen. Mit Blick auf die Gegenwart diskutierten und rezitierten zur Ermunterung für zukünftige Kämpfe Linkspolitiker und Künstler am Samstag im Kunstquartier Bethanien am Berliner Mariannenplatz unter Luxemburgs Motto »Ich lebe am fröhlichsten im Sturm«.
An diesem Dienstag rollt durch Berlin die mobile Rosa-Luxemburg-Bibliothek vom »Club Real«, flankiert von der Künstler*innengruppe »Tools for Action« (ab 17 Uhr am Wittenbergplatz, mit Gregor Gysi 17.30 Uhr am Breitscheidplatz). Am Abend wird zudem im Büro der LINKE-Abgeordneten Regina Kittler und Manuela Schmidt am Helene-Weigel-Platz 7 eine Ausstellung mit Grafiken und Zeichnungen eröffnet (18 Uhr). Und die Volksbühne empfängt zu einer gemütlichen Runde: »Zu Tisch – ein Gang für Rosa Luxemburg« (20.30 Uhr).
Vor 100 Jahren, am 15. Januar 1919, wurden Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg in Berlin ermordet. Das Verbrechen und dessen juristisches Nachspiel gehören zu den größten Skandalen des 20. Jahrhunderts.