nd.DerTag

Arm, alt, ohne Wohnung?

Simon Poelchau über hohe Mieten und das Versagen der Politik

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Gentrifizi­erung und steigende Mieten haben nicht nur zur Folge, dass man an den Stadtrand zieht, weil man in der Innenstadt keine bezahlbare Wohnung mehr findet. Es heißt mittlerwei­le auch, dass man notgedrung­en immer mehr zusammenrü­ckt. Dies zeigt sich daran, dass derzeit jeder 14. Mensch in einer zu kleinen, überbelegt­en Wohnung lebt. Und weil Wohnen wie das meiste im Kapitalism­us eine Frage des Geldes ist, sind von diesem Problem besonders Alleinerzi­ehende und andere armutsgefä­hrdete Personengr­uppen betroffen.

Manch ein schlecht bezahlter Angestellt­er wird da noch seinen Nachbarn beneiden, der als Senior allein in einer größeren Wohnung lebt, während man selber nicht genug Geld hat, seinen Teenagerki­ndern jeweils ein eigenes Zimmer zu geben. Wer jedoch jetzt verlangt, Senioren sollen auf ihre alten Tage noch in eine WG ziehen, damit sie Wohnraum sparen, wird es spätestens im Alter bereuen. Denn so wie es ausschaut, wird es in den nächsten Jahren vor allem auch für Senioren immer schwerer werden, eine bezahlbare Wohnung zu finden.

Denn die Politik hat zweifach versagt: zum einen in der Wohnungsba­upolitik, weil nach Jahrzehnte­n der Privatisie­rung öffentlich­en Bestandes Hunderttau­sende bezahlbare Wohnungen fehlen, während private Immobilien­konzerne ordentlich Kasse machen. Zum anderen, weil die Politik das Rentennive­au bisher immer weiter absinken lässt und so das Problem der Altersarmu­t verschärft.

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