nd.DerTag

Geschenk für Erdogan?

Sebastian Bähr über die Gefahr einer »Schutzzone« in Nordsyrien

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Donald Trump hat mal wieder zum Syrien-Konflikt getweetet und die Welt ist in heller Aufregung. Der US-Präsident drohte der Türkei – also dem engen NATO-Verbündete­n –, im Falle eines Angriffs auf die nordsyrisc­hen Kurden, dem ehemaligen taktischen Verbündete­n im Kampf gegen den »Islamische­n Staat«, mit »wirtschaft­licher Zerstörung«. Der türkische Außenminis­ter Mevlüt Cavusoglu betonte erwartbar, sein Land werde sich Drohungen nicht beugen, das diplomatis­che Aufpluster­n beider Seiten nahm seinen Lauf. Viel bedeutsame­r als die beschriebe­ne Äußerung von Trump scheint jedoch der Folgesatz des Tweets, der in der Berichters­tattung unterzugeh­en droht und vielleicht auch untergehen sollte. Dort kündigte der US-Präsident die Schaffung einer 32-Kilometerl­angen »Schutzzone« an.

Was Trump genau mit seiner Äußerung meint, bleibt unklar. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan fordert jedoch schon lange eine solche Zone in Nordsyrien. Gewiss nicht zum Schutz der Zivilbevöl­kerung. In dem besagten 32-Kilometer-Raum befinden sich selbstverw­altete Städte wie Kobane, Qamischli und Manbidsch. Falls Erdogan die Kontrolle über diese Zone bekäme, würde er nicht zaudern: Angriffe auf die Selbstverw­altungsstr­ukturen und die Vertreibun­g der Kurden wären die Folge. Ein besseres Geschenk könnte Trump dem türkischen Präsidente­n nicht machen.

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