Berliner stehen bei der Arbeit unter Druck
Der erstmals erhobene »DGB-Index Gute Arbeit« zeigt, dass Berliner Arbeitnehmer besonders belastet und gestresst sind und im bundesweiten Vergleich weniger Einkommen haben.
Die Ergebnisse ermöglichen eine detaillierte Einschätzung der Arbeitsbedingungen in Berlin. Erstmals wurde der »DGB-Index Gute Arbeit«, den es deutschlandweit bereits seit 2007 gibt, auch für die Hauptstadt erhoben. Dafür arbeitet das gleichnamige Institut des Deutschen Gewerkschaftsbundes mit der Senatsverwaltung für Arbeit zusammen. Insgesamt 1000 Beschäftigte wurden für die repräsentative Untersuchung befragt. Kernergebnis der Studie: Trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs und dem Beschäftigtenzuwachs in Berlin spiegeln sich diese Entwicklungen längst nicht immer in der Qualität der entstandenen Beschäftigungsverhältnisse wider. Und auch wenn Berlin im bundesweiten Vergleich im »mittleren« Bereich der Arbeitsqualität liegt, gibt es im Einzelnen große Unterschiede.
»Ganz oben auf der Agenda steht das Problem Hetze und Zeitdruck bei der Arbeit für die Beschäftigten«, sagte Arbeitssenatorin Elke Breitenbach (LINKE) am Montag bei der Vorstellung der Studie. Zentrales Anliegen des rot- rot-grünen Senats sei es, die Weichen für »Gute Arbeit« zu stellen, so die Arbeitssenatorin. Dazu sei angesichts der festgestellten Probleme mehr Arbeits- und Gesundheitsschutz erforderlich.
Auch der Vorsitzende des DGB-Bezirks Berlin-Brandenburg, Christian Hoßbach, sieht angesichts der Untersuchungsergebnisse Handlungsbedarf: »Von der Politik brauchen wir eine wirksame Anti-Stress-Offensive und einen modernisierten Arbeitsschutz.« Neben Gefährdungen durch Giftstoffe und Lärm seien klare Regeln gegen psychische Belastungen notwendig, forderte der Gewerkschaftsvorsitzende.
Sorgen bereiten den Arbeitnehmern auch die Einkommen. 42 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Einkommen gar nicht oder nur gerade so ausreicht. Entsprechend Sorgen machen sich die Beschäftigten um die Alterssicherung. Davon sind Frauen stärker als Männer betroffen. Für die Arbeitssenatorin sind diese miesen Werte »ein Signal an die Arbeitgeber und Tarifpartner«, für eine faire und auskömmliche Bezahlung zu sorgen. »Der Senat will mit der geplanten Erhöhung des Landesmindestlohns mit gutem Beispiel vorangehen«, sagte Breitenbach. Auch mit dem Vergaberecht solle das Prinzip öffentliches Geld nur für »Gute Arbeit« gestärkt werden.