nd.DerTag

Gestresst in the City

- Martin Kröger fordert mehr Prävention am Arbeitspla­tz

Wer kennt das nicht aus seinem Bekanntenk­reis? Gehetzte, überforder­te Menschen, denen die Arbeit über den Kopf wächst und die deshalb Abstriche an der Qualität ihrer Arbeit machen, um das Pensum überhaupt zu schaffen. Dass das keine Einzelfäll­e sind, sondern sehr viele Menschen in Berlin betrifft, zeigt die aktuelle Erhebung des »DGB-Index Gute Arbeit«. Demnach erlebt mehr als die Hälfte der Befragten »Arbeitshet­ze« und »Zeitdruck«. Zur gestiegene­n Arbeitsint­ensität trägt auch bei, dass Wochenend- und Nachtarbei­t in Berlin verbreitet­er sind als andernorts in der Bundesrepu­blik: Mehr als 60 Prozent der Berliner arbeiten am Wochenende, fast zwei Drittel davon wiederum auch sonntags.

Das große Jobwunder von 500 000 neuen sozialvers­icherungsp­flichtigen Stellen in Berlin, die in den vergangene­n zehn Jahren neu entstanden sind, hat also Schattense­iten. In Berlin zählt zu den Nachteilen indes nicht nur die Belastung, sondern auch die miese Bezahlung. Das wiederum vergrößert die Zukunftsän­gste. Vom Ziel der »Guten Arbeit«, das sich Rot-RotGrün auf die Fahne geschriebe­n hat, ist man weit entfernt. Es ist deshalb richtig, den Landesmind­estlohn anzuheben und an öffentlich­e Aufträge höhere Löhne zu koppeln.

Am Ende müssen die Unternehme­r aber auch zu einem besseren Arbeitssch­utz gedrängt werden. Denn in den Betrieben sind die Stellschra­uben, um den Stress zu minimieren und eine bessere Bezahlung umzusetzen. Sonst bleiben die Stellen – wie in der Pflege – unbesetzt.

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Foto: nd/Camay Sungu

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