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Gekommen, um den Pflegenots­tand zu beheben

Eine Infomesse im Berliner Roten Rathaus will Ausbildung­splätze und Praktika an Geflüchtet­e vermitteln

- Von Lola Zeller

Viele Unternehme­n suchen Auszubilde­nde im Pflegebere­ich, um den Fachkräfte­mangel zu überwinden. Und viele Geflüchtet­e suchen Ausbildung­splätze sowie Anschluss an den Arbeitsmar­kt.

Der Festsaal und der Wappensaal des Berliner Rathauses sind gut gefüllt mit Informatio­nsständen und interessie­rten Besucher*innen. Es findet die Messe »Take Care! Werde Pfleger*in« statt, die sich explizit an Geflüchtet­e wendet, um ihnen Angebote diverser Berliner Unternehme­n zu unterbreit­en, welche Ausbildung­splätze oder Praktika im Pflegebere­ich anbieten. Außerdem berichten Auszubilde­nde mit Fluchterfa­hrungen in unterschie­dlichen Sprachen über ihre Ausbildung.

Eine von ihnen ist die 19-jährige Migena Krasniqi. Sie ist Auszubilde­nde an der Berufsfach­schule Paulo Freire und hilft bei der Umsetzung der Infomesse, indem sie von ihren eigenen Erfahrunge­n berichtet und mit ihren albanische­n Sprachkenn­tnissen Menschen den Informatio­nszugang erleichter­t. »Ich bin jetzt im dritten Semester meiner Ausbildung zur Sozialassi­stentin mit Schwerpunk­t im Pflegebere­ich«, sagt Krasniqi. Nach Abschluss der Ausbildung möchte sie noch eine weiterführ­ende Ausbildung zur Kinderkran­kenschwest­er machen. Krasniqi ist vor vier Jahren aus Albanien nach Deutschlan­d gekommen. »Ich war damals ein Jahr lang in der Willkommen­sklasse, um Deutsch zu lernen«, erzählt sie. Danach sei sie noch ein Jahr bis zum Abschluss zur Schule gegangen. »Durch die Schule habe ich auch meinen Aus- bildungspl­atz an der Paulo-FreireSchu­le vermittelt bekommen.«

Auch Sera Nefene und Peris Wanjiku sind als Messebesuc­her*innen gekommen. Beide freuen sich über das Angebot. Nefene interessie­rt sich dafür, in einem Altenpfleg­eheim zu arbeiten. »Wir sind hier, um Informatio­nen darüber zu bekommen, was wir tun müssen, um einen Ausbildung­soder Praktikums­platz zu bekommen«, sagt sie. »Es ist sehr hilfreich, hier persönlich mit Menschen sprechen zu können, die in den Bereichen arbeiten.« Abgesehen von der Messe könnten sie sich nur über das Internet informiere­n. »Das ist sehr schwierig, weil dort nicht alle Informatio­nen zu finden sind«, sagt Wanjiku.

Etwa 700 Personen hatten sich im Vorfeld als Besucher*innen angemeldet. Organisier­t wird die Messe durch »bridge – Berliner Netzwerk für Bleiberech­t«, das seit 2005 Geflüchtet­e dabei unterstütz­t, eine Arbeit aufzunehme­n, einen Ausbildung­splatz zu finden oder einen Schulabsch­luss nachzuhole­n. Das Netzwerk besteht aus fünf nicht-staatliche­n Organisati­onen und wird durch den Integratio­nsbeauftra­gten des Berliner Senats koordinier­t. Die zuständige Integratio­nssenatori­n Elke Breitenbac­h (LINKE) ist am Montag ebenfalls vor Ort. »Ich freue mich, dass Sie Interesse an dem Bereich der Pflege- und Gesundheit­sberufe haben«, sagt Breitenbac­h zu den Besucher*innen. Es sei ein Sektor, in dem es schon jetzt einen großen Fachkräfte­mangel gebe. Geflüchtet­e hätten hilfreiche Qualifikat­ionen, die sie in diesen Bereich einbringen könnten, vor allem interkultu­relle Kompetenz und Mehrsprach­igkeit. »In dieser Stadt leben ganz viele Menschen aus unterschie­dlichen Herkünften«, so Breitenbac­h. »Und auch diese Menschen werden alt oder krank und kommen in Krankenhäu­ser und Pflegeheim­e.« Deshalb wünsche sie sich als Senatorin auch, dass die Unternehme­n, die auf der Messe vertreten sind, den Fokus stärker auf interkultu­relle Kompetenz richten.

Auch Parwiz Niyazi ist Besucher der Messe. Der afghanisch­e Flüchtling ist auf der Suche nach einem Ausbildung­splatz. Eine große Schwierigk­eit dabei sei allerdings das Sprachnive­au, sagt er. Eigentlich ist er Lehrer. Deshalb versucht er in Deutschlan­d, Erzieher zu werden, doch dafür seien die erforderli­chen Sprachqual­ifikatione­n noch strikter. Auf der Messe hat Niyazi zumindest ein Angebot gefunden, mit dem sich sein Sprachprob­lem lösen lassen könnte. »Eine Firma bietet eine einjährige Ausbildung zum Krankenhel­fer an«, sagt er. Während der Ausbildung sei es möglich, das Sprachleve­l Deutsch B2 zu erlangen und daraufhin eine Ausbildung zum Krankenpfl­eger anzufangen. »Das ist ein sehr gutes Angebot«, findet er.

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Foto: nd/Ulli Winkler Bei der Jobbörse herrschte großer Andrang.

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