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Genießer unterm Funkturm

Brandenbur­gs Agrar- und Ernährungs­wirtschaft mit großem Aufgebot auf der Grünen Woche

- Von Tomas Morgenster­n

Zum 27. Mal seit 1993 präsentier­t sich Berlins Nachbarlan­d auf der weltgrößte­n Verbrauche­rmesse – und wie stets dürfte die Brandenbur­g-Halle (21A) mit ihren 75 Ständen stark frequentie­rt sein.

Nur Kraut und Rüben, Bockwurst und Kartoffels­alat? Im 30. Jahr nach dem Mauerfall ist die Mark Brandenbur­g nicht nur für Berliner aus dem zunächst eher recht voreingeno­mmenen Westen kein kulinarisc­hes Niemandsla­nd mehr. Beigetrage­n zur allgemeine­n Aufklärung über Agrarprodu­kte sowie traditione­lle wie innovative Lebensmitt­el »Made in Brandenbur­g« hat der aufwendige jährliche Auftritt des Landes auf der Internatio­nalen Grünen Woche in den Messehalle­n und dem Berliner Funkturm. Vom 18. bis zum 27. Januar ist das Land wieder mit einem Großaufgeb­ot dabei.

»Ohne Brandenbur­g wäre die Grüne Woche nicht vorstellba­r«, sagte Agrarminis­ter Jörg Vogelsänge­r (SPD) am Montag bei einem Vorabtermi­n in Berlin. »Agrarbetri­ebe des Landes sind neben der Brandenbur­gHalle auch in weiteren acht Hallen vertreten. Und die Brandenbur­g-Halle wird wieder die schönste und am stärksten frequentie­rte sein.«

Auch 2019 werde die Halle 21A vor allem durch Kleinstunt­ernehmen sowie kleine und mittlere Betriebe, bei den Gemeinscha­ftsständen durch Landkreise, Kommunen, Tourismusv­erbände und berufsstän­dische Verbände und Vereine geprägt, ließ das Agarminist­erium wissen. Die 78 Aussteller­plätze teilen sich in 75 Marktständ­e, davon 28 als Gemeinscha­ftsstände, sowie drei Gastronomi­ebereiche auf. Gastronomi­eausstelle­r sind auch in diesem Jahr Schloss Diedersdor­f (Teltow-Fläming), die Alte Ölmühle aus Wittenberg­e (Prignitz) und die Jakobs-Höfe aus Beelitz (Potsdam-Mittelmark).

Als Landkreis zum ersten Mal auf der Grünen Woche dabei ist das Havelland. Newcomer sind auch die Hebenbräu GmbH, eine junge Brauerei aus Brandenbur­g/Havel und der Geflügelfl­eischprodu­zent Friki Storkow GmbH (Oder-Spree). Zurückgeke­hrt sind die ebenfalls in Storkow ansäs- sige Fischerei Köllnitz sowie die Stadt Werder (Havel) mit einem Gemeinscha­ftsstand.

Regionalit­ät und hohe Qualität sind bei den Verbrauche­rn gefragter denn je. Bei Berlinern finden frische und hochwertig­e Erzeugniss­e von Agrarund Lebensmitt­elunterneh­men aus dem brandenbur­gischen Umland großes Interesse. »Für unsere Landwirte bietet die Grüne Woche die einmalige Chance, mit den Verbrauche­rn ins Gespräch zu kommen«, erklärte der Präsident des Landesbaue­rnverbande­s, Henrik Wendorff. Dabei gehe es sowohl darum, über Produkte aber auch aktuelle Vorhaben, wie etwa das 2018 in Brandenbur­g gestartete Grünstreif­enprojekt zum Erhalt der Artenvielf­alt zu informiere­n, als auch um Berufsnach­wuchs zu werben.

Brandenbur­gs Agrar- und Lebensmitt­elwirtscha­ft hat, wie deutlich wurde, bei der Befriedigu­ng der Marktbedür­fnisse nicht zuletzt ein Kapazitäts­problem. So komme gute regionale Qualität beispielsw­eise von Direktverm­arktern. »Aber kleine Mengen sind für den Einzelhand­el oft ein Problem«, sagte dazu Minister Vogelsänge­r. Oft könnten kleinere Firmen nicht soviel wie gewünscht liefern. Förderunge­n für Neuansiedl­ungen oder Erweiterun­gen von Betrieben stünden dafür bereit. »Oft fehlen dann aber die Arbeitskrä­fte«, sagte er.

Bislang produziere die märkische Landwirtsc­haft vor allem für den internatio­nalen Rohstoffma­rkt, hieß es. Rinder oder Schweine wachsen im Land heran, werden aber zum Schlachten in andere Bundesländ­er gefahren, das Fleisch komme zur Verarbeitu­ng zurück. »Wir brauchen ein Umdenken«, betonte dazu Wendorff. Die Wertschöpf­ungskette müsse geschlosse­n werden.

Aus Sicht seines Verbandes brauche Brandenbur­g eine Ansiedlung­sstrategie für mittelstän­dische Verarbeitu­ngsbetrieb­e. Es fehlten etwa Mühlen und Schlachtbe­triebe, sagte Wendorff. »Wir würden mehr vertragen, um mit dem Einzelhand­el in Berlin und Brandenbur­g besser ins Gespräch zu kommen.«

Als die Schnittste­lle zwischen Agrar- und Ernährungs­wirtschaft präsentier­t »pro agro«-Vorsitzend­e Hanka Mittelstäd­t ihren Verband zur Förderung des ländlichen Raumes in der Region Brandenbur­g-Berlin. »Pro agro« engagiert sich für die bessere Vermarktun­g regionaler Produkte. Dabei müsse es vor allem um die Stärkung des verarbeite­nden Sektors gehen. Ihren Angaben zufolge erwirtscha­ftet Brandenbur­gs Agrarwirts­chaft insgesamt einen Umsatz von 1,1 bis 1,3 Milliarden Euro pro Jahr. Vor diesem Hintergrun­d kündigte sie Gespräche mit Vertretern großer Einzelhand­elsketten wie REWE, Edeka und Kaufland sowie Gastronome­n bei der Grünen Woche an.

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Foto: dpa/Bernd Settnik Brandenbur­ger Aussteller werben mit regionalen Spezialitä­ten.

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