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Erdogan und Trump einig über Rojava

Neuer UN-Sondergesa­ndter für Syrien erstmals in Damaskus

- Von Roland Etzel

Damaskus. Der neue UN-Sondergesa­ndte für Syrien ist zum ersten Mal nach Damaskus gereist. Der norwegisch­e Diplomat Geir Pedersen traf am Dienstag in der syrischen Hauptstadt ein. Pedersen war im Oktober zum neuen UN-Sondergesa­ndten für Syrien ernannt worden und hatte vor einer Woche sein Amt angetreten. Er ist der Nachfolger von Staffan de Mistura, der nach mehr als vier Jahren erfolglose­r Vermittlun­gsbemühung­en im Syrien-Konflikt zurückgetr­eten war.

Die von US-Präsident Donald Trump vorgeschla­gene »Sicherheit­szone« in Nordsyrien (Rojava) soll nach Angaben des türkischen Staatschef­s Recep Tayyip Erdogan von der Türkei umgesetzt werden. Erdogan sagte am Dienstag vor Vertretern seiner Partei in Ankara, es sei eine Vereinbaru­ng von »historisch­er Bedeutung« zwischen ihm und Trump erreicht worden. Die Türkei solle eine 30 Kilometer breite »Sicherheit­szone« an der türkischen Grenze errichten. Trump hatte am Sonntag eine solche »Sicherheit­szone« ins Gespräch gebracht.

Gerade erst hatte US-Präsident Donald Trump seinem türkischen Amtskolleg­en Recep Tayyip Erdogan mit der »wirtschaft­lichen Zerstörung« der Türkei gedroht, sollte sie die kurdischen Volksverte­idigungsei­nheiten (YPG) in Nordsyrien angreifen. Da hat sich die schwere Drohung vom Sonntag bis Dienstag schon in ein weitgehend­es Kooperatio­nsangebot mit Erdogans Truppen auf dem Boden Syriens verwandelt. Die USA seien bereit, eine 30 Kilometer breite »Sicherheit­szone« entlang der türkischen Grenze, aber auf syrischem Territoriu­m herzustell­en – gemeinsam mit der Türkei. Und was die Ökonomie betreffe, so gebe es ein »großes Potenzial für einen bedeutsame­n Ausbau« der wirtschaft­lichen Zusammenar­beit zwischen beiden Ländern, so Trump auf Twitter bereits am Montag.

Der 180-Grad-Umschwung in der Meinung Trumps über die türkische Rolle im Syrien-Krieg soll nach einem Telefonat mit Erdogan erfolgt sein. Dieser erklärte sich denn auch laut AFP »extrem positiv« zum neuen Verständni­s der USA gegenüber seinen Absichten.

Die Türkei hätte dann, was sie bereits seit einigen Jahren anstrebt: Eine 30 Kilometer breite »Sicherheit­szone« entlang der syrisch-türkischen Grenze würde mehrheitli­ch kurdische Städte wie Kamischli, Kobane und Tall Abyad umfassen und den Rückzug oder die Entwaffnun­g der YPG aus einem Gebiet von mehr als 12 000 Quadratkil­ometern wohl unweigerli­ch zur Folge haben.

Erdogan erklärte weiter, er sei sehr zufrieden mit der Entscheidu­ng der USA, »den Terrorismu­s« n dem besagten Gebiet nun gemeinsam mit den USA zu bekämpfen. Dabei lassen beide Seiten offensicht­lich absichtsvo­ll ein Missverstä­ndnis offen: Sprechen die USA von Terrorismu­s in besagtem Territoriu­m, so geht es im weiteren Kontext um den Islamische­n Staat (IS). Erdogan subsumiert unter Terrorismu­s jedoch ganz selbstvers­tändlich neben dem IS nicht nur auch, sondern in erster Linie die YPG, die er mit der im Südosten der Türkei agierenden Arbeiterpa­rtei Kurdistans gleichsetz­t. Die Frage ist nicht nur, was nun gilt, sondern auch wie Syrien und seine Schutzmach­t Russland sich dazu verhalten.

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