nd.DerTag

Eine klare Botschaft der US-Politik

Felix Jaitner über Drohungen des US-Botschafte­rs gegen deutsche Unternehme­n

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Wagen wir ein Gedankenex­periment: Der russische Botschafte­r in Deutschlan­d verschickt Briefe an deutsche Firmen und droht diesen unverhohle­n mit Sanktionen, falls diese Energieges­chäfte mit US-amerikanis­chen Firmen abschließe­n möchten. Wenige Tage später bekräftigt er diese Aussagen öffentlich in deutschen Zeitungen. Würde Bundeskanz­lerin Angela Merkel in diesem Fall auch erst einmal mit ihrem Außenminis­ter beraten, ob und wie man auf die immer neuen Provokatio­nen des Botschafte­rs reagieren sollte?

Zurück in die Realität: Die Drohgebärd­en kommen nicht aus Russland, sondern von Richard Grenell. Streitpunk­t ist die Gasepipeli­ne Nord Stream II. Er möchte seine Worte nicht als Drohung verstanden wissen, sagt der USBotschaf­ter, sondern als »klare Botschaft der US-Politik«. Schließlic­h gehe es für Diplomaten wie ihn darum, die Interessen seines Heimatland­es »zu verteidige­n«. Diese Interessen bestehen darin, russische Energiefir­men aus der EU zu drängen, um einen Absatzmark­t für US-Schieferga­s zu schaffen. Zugleich sind Öl und Gas die wichtigste­n russischen Exportgüte­r und die EU der größte Exportmark­t des Landes. Die USA hätten also ihren neuen alten Konkurrent­en empfindlic­h geschwächt. Derweil ringt die Bundesregi­erung um eine Reaktion, nur eines scheint sie nicht zu verstehen: Die Interessen der USA könnten verbessert­en deutsch-russischen Beziehunge­n im Wege stehen.

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