nd.DerTag

Verharmlos­er

- Von Aert van Riel

Der Vorwurf des Populismus kommt einem konservati­ven Politiker wie Arno Kompatsche­r leicht über die Lippen. Damit gemeint sind sowohl linke Parteien als auch die rechte Konkurrenz. Landeshaup­tmann Kompatsche­r und seine Südtiroler Volksparte­i (SVP) sehen sich in der politische­n Mitte und als Unterstütz­er der EU. Doch dieses Image hat Risse bekommen. Kürzlich hat sich die SVP mit der neofaschis­tischen Lega, die in der Region Alto Adige (Südtirol) stark hinzugewin­nen konnte, auf eine Koalition geeinigt. Streitpunk­t in den Verhandlun­gen war nicht etwa die rassistisc­he Politik der Lega, sondern die Autonomie von Alto Adige, wo viele Deutschspr­achige leben. Kompatsche­r hatte sich über die zwischenze­itlich geplante Reduzierun­g der Senatssitz­e für die Region empört. Erst als die Regierung in Rom in dieser Frage einlenkte, kam die Koalition von SVP und Lega zustande.

Kompatsche­r kommt die Rolle zu, die bürgerlich­en Wähler seiner Partei, die bisher mit den Sozialdemo­kraten zusammenar­beitete, zu beruhigen und die Kooperatio­n mit der Lega zu verharmlos­en. »Unsere Werte werfen wir nicht über Bord«, sagte Kompatsche­r der »Tiroler Tageszeitu­ng« vor der Wahl mit Blick auf die Migrations­politik. Der 47-jährige Jurist hat viele Medien in der Region hinter sich gebracht. Auch die »Süddeutsch­e Zeitung« schrieb kürzlich, es habe eine »Zäsur ohne Drama« gegeben.

Ein Wort darüber, dass die Lega, deren Vertreter gerne über die »weiße Rasse« schwadroni­eren, immer einflussre­icher wird, war nirgendwo zu lesen. Auch an diesem Mittwoch muss Kompatsche­r keine kritischen Fragen zu seiner Koalitions­entscheidu­ng fürchten. Er reist über die Alpen zur CSU, deren Landtagsfr­aktion ihn zu ihrer Klausur im fränkische­n Bad Staffelste­in eingeladen hat. Dort wird es auch um die Zusammenar­beit konservati­ver Parteien vor der Europawahl im Mai gehen. Eine griffige Floskel für den Wahlkampf hatte Kompatsche­r kürzlich im Kurznachri­chtendiens­t Twitter verbreitet: »Europa ist nicht das Problem. Europa ist die Lösung!« Seine neuen Partner von der Lega werden das anders sehen.

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Foto: dpa/APA/Johann Groder Arno Kompatsche­r und seine SVP regieren mit der Lega zusammen.

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