Lunapharm das Handwerk gelegt
Das Gesundheitsamt entzieht dem Pharmaunternehmen, das gestohlene und möglicherweise unwirksame Medikamente geliefert haben soll, dauerhaft die Herstellererlaubnis.
Potsdam. Die Lunapharm GmbH darf keine Arzneimittel mehr herstellen oder in den Verkehr bringen. Diese Anordnung hat das brandenburgische Landesgesundheitsamt erlassen, wie jetzt bekannt wurde. Noch bis 6. Februar ruht weiterhin die Großhandelserlaubnis.
Das ARD-Magazin »Kontraste« hatte zuvor aus dem Bescheid zitiert. Darin heißt es demnach: »Die Lunapharm Deutschland GmbH hat in quantitativer wie qualitativer Hinsicht kontinuierlich über einen langen Zeitraum und in schwerwiegender Weise gegen arzneimittelrechtliche Vorgaben verstoßen.« Das Gesundheitsamt habe seine Entscheidung gegenüber der Lunapharm-Geschäftsführerin wie folgt begründet: Alle Umstände »lassen im Rahmen einer Prognose darauf schließen, dass die Lunapharm Deutschland GmbH und Sie als deren Geschäftsführerin ihre Tätigkeiten auch zukünftig nicht in Übereinstimmung mit dem geltenden Arzneimittelrecht ausüben werden«. So habe Lunapharm »in Kenntnis der Rechtswidrigkeit zahlreiche Arzneimittel von einer griechischen Apotheke bezogen, die zur Lieferung nicht befugt war«. Zudem habe der Händler das Krebsmedikament Herceptin aus Italien vertrieben, obwohl alle europäischen Großhändler seit 2014 wüssten oder wissen müssen, dass es auf legalem Weg nach wie vor nicht möglich sei, Herceptin aus Italien zu beziehen.
Im Juli 2018 hatte »Kontraste« erstmals berichtet. Teure Krebsarzneien sollen demnach über Jahre aus griechischen Kliniken gestohlen und von Lunapharm an Apotheken in Deutschland verkauft worden sein. Die Staatsanwaltschaft Potsdam ermittelt seit April 2017 gegen die Geschäftsführerin von Lunapharm.
Die Lunapharm GmbH will gegen den Bescheid des Gesundheitsamts Widerspruch einlegen und außerdem gegen alle angeführten Punkte klagen, wie Pressesprecher Klaus Kocks dem »nd« am Dienstag sagte. Er beschwerte sich, der Bescheid sei 24 Stunden früher beim Fernsehen gewesen als bei seiner Firma. Kocks sprach von »Rufmord« und sagte zu den Vorwürfen: »Es stimmt nicht.«
Wegen des Lunapharmskandals war im August 2018 Gesundheitsministerin Diana Golze (LINKE) zurückgetreten.