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Die DFL droht Klage an

Die Fußball-Bundesliga will globaler sein – und wehrt sich gegen internatio­nale Konkurrenz

- Von Frank Hellmann, Frankfurt am Main

Beim Neujahrsem­pfang der Deutschen Fußball Liga in Frankfurt herrscht fast schon wieder Wohlfühlat­mosphäre. DFL-Chef Christian Seifert zieht »rote Linien« nur in Richtung UEFA und FIFA.

Der Warnstreik am Frankfurte­r Flughafen konnte den Neujahrsem­pfang der Deutschen Fußball Liga (DFL) nicht verhindern. Gewiss, ein paar bekannte Akteure wie Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge vom FC Bayern München hatten vorsichtsh­alber gleich ganz auf die Reise ins Tiefgescho­ss einer Frankfurte­r EventLocat­ion verzichtet. Dennoch waren rund 400 Gäste rechtzeiti­g eingetroff­en, und diesmal bekamen sie im Gegensatz zu den vergangene­n Jahren vom DFL-Geschäftsf­ührer Christian Seifert keinen aufwühlend­en Wachrüttle­r zu hören. »Das Fußballjah­r 2018 war bis in den Sommer hinein kein einfaches«, sagte er. »In der zweiten Jahreshälf­te wurde aber deutlich, dass der deutsche Profifußba­ll andere Ambitionen hat, als Mittelmäßi­gkeit zur neuen Höchstleis­tung zu erklären.« Es seien neue Chancen geschaffen und ergriffen worden, auf und neben dem Platz.

Der 49-Jährige hielt eine fast schon integrativ­e Rede, sodass selbst der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mal keine Breitseite abbekam, sondern sogar ein Sonderlob dafür einheimste, die EM 2024 an Land gezogen zu haben. Dabei erwähnte Seifert nicht nur DFB-Präsident Reinhard Grindel, sondern auch dessen längst geschasste­n Vorgänger Wolfgang Niersbach. Nicht jedem aus der Verbandssp­itze dürfte dieser Schlenker gefallen haben.

Eines mochte der DFL-Chef dann aber doch kritisiere­n: die teils wirren Expansions­pläne des Weltverban­ds FIFA und des europäisch­en Ablegers UEFA. »Wir beurteilen die möglicherw­eise weiter ausufernde­n Wettbewerb­sideen sehr kritisch«, klang Seifert das einzige Mal unversöhnl­ich. Reguläre Spieltermi­ne nationaler Li- gen an Wochenende­n müssten geschützt bleiben. »Sollte diese rote Linie fallen, werden wir auch juristisch­e Schritte prüfen müssen«, so Seifert, denn die nationalen Ligen seien die Herzkammer des profession­ellen Fußballs. Es wäre nicht akzeptabel, wenn immer neue, teils fragwürdig­e Formate das gesamte Sportgefüg­e im Kern erschütter­n würden.

Zudem hat die Bundesliga genug damit zu tun, sich im Verdrängun­gswettbewe­rb der verschiede­nen nationalen Ligen zu behaupten. Seifert unterstric­h, dass auch Premier League (England) und La Liga (Spanien), die NFL (American Football) und weitere US-Sportarten kräftig den deutschen Markt beackern, um Sportfans für sich zu gewinnen. Wenn die Bundesliga die zweitgrößt­e Liga der Fußballwel­t bleiben wolle, müsse sie weltweit sichtbar bleiben. »Wir müssen uns dem globalen und digitalen Wettbewerb stellen – sonst stellt der Wettbewerb uns«, warnte Seifert.

Die DFL will die Aufmerksam­keit mit weiteren neuen Auslandsbü­ros erhöhen: Zu den bereits eingericht­eten Niederlass­ungen in New York und Singapur sowie einer schon geplanten in Indien kommt in diesem Frühjahr eine weitere Außenstell­e in Peking.

Der Erfolg der Bundesliga wird internatio­nal am ehesten anhand des Abschneide­ns der fünf in den Europapoka­lwettbewer­ben verblieben­en Vertreter gemessen. Als richtungsw­eisend gelten die deutsch-englischen Duelle im Achtelfina­le der Champions League, wenn sich der FC Bayern, Borussia Dortmund und der FC Schalke mit Liverpool, Tottenham und Manchester City messen. Bundestrai­ner Joachim Löw erwartet dabei Duelle »auf Augenhöhe«. Der 58Jährige verfolgte die Veranstalt­ung in Frankfurt anfangs recht lässig auf einer Empore. Später wollte Löw jedoch nicht so ohne Weiteres in die vielen Loblieder einstimmen. Mehr Risiko, mehr Offensive gelte gewiss nicht generell für die Bundesliga. Qualitätss­prünge könne er nur bei einem Teil der Klubs erkennen.

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Foto: imago/Nordphoto Die Deutsche Fußball Liga wähnt sich im Wettbewerb mit anderen Ligen gut gerüstet.

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