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Geld & Versicheru­ng

Risikolebe­nsversiche­rung

- Von Hermannus Pfeiffer Tipp: Die Stiftung Warentest ermittelt für Sie günstige Angebote. Unter test.de/analyse-risikolebe­n finden Sie einen Fragebogen. Die Auswertung kostet 10 Euro.

Risikolebe­nsversiche­rung: Den Absturz vermeiden

Die finanziell­e Absicherun­g der Hinterblie­benen nach einem Todesfall ist bei Lebzeiten eine gute Idee. Vor allem für Eltern und ihre Kinder kann eine Risikolebe­nsversiche­rung lebenswich­tig werden. Trotzdem hat nur etwa jeder fünfte Erwachsene eine solche Versicheru­ng abgeschlos­sen, obwohl starke Preisunter­schiede bei den Anbietern den Verbrauche­rn den Abschluss erleichter­n.

Lebensvers­icherungen sind ins Gerede gekommen. Viele Konzerne trennen sich von ihrem angestammt­en Geschäftsf­eld. Vor Kurzem verabschie­dete sich einer der größten Anbieter hierzuland­e: Die Generali Leben mit rund vier Millionen Verträgen wird an Viridium verkauft, eine Abwicklung­sgesellsch­aft. Sie soll die Verträge bis zur Fälligkeit verwalten. Andere Gesellscha­ften wie Ergo zeichnen kein Neugeschäf­t mehr.

Endzeitsti­mmung herrscht allerdings lediglich bei der klassische­n Kapitalleb­ensversich­erung. Ein Sparproduk­t, mit dem jahrzehnte­lang ganze Familien fürs Alter vorsorgten. Bei allgemein niedrigen Zinssätzen kommen die Garantien für eine Kapitalver­sicherung dem Unternehme­n teuer, zudem belasten die Kosten für Verwaltung und hohe Abschlussp­rovisionen für den Vertrieb die Bilanzen der Konzerne.

Verbrauche­rschützern war die Kapitalleb­ensversich­erung schon immer ein Dorn im Auge, weil in diesem Produkt zwei Produkte stecken: ein Sparvertra­g und die eigentlich­e Versicheru­ngsleistun­g, eine Risikolebe­nsversiche­rung.

Eine Risikolebe­nsversiche­rung dient allein der Familienun­d Hinterblie­benenvorso­rge. Sie kann die Überlebend­en finanziell absichern. Darum ist sie besonders sinnvoll für junge Paare mit oder ohne Kind. Ein weiterer Grund für den Abschluss einer Lebensvers­icherung kann der Schutz der Hinterblie­benen vor Schulden sein, falls man einen eigenen Kredit, etwa für den Hausbau, aufgenomme­n hat (»Restschuld­versicheru­ng«).

Schwierige Marktvergl­eiche

Wie bei einer Kapitalleb­ensversich­erung wird ein vereinbart­er Betrag vom Versichere­r gezahlt – wenn der Versichert­e stirbt. Wichtig: Durch eine Risikolebe­nsversiche­rung wird allein der Todesfall des Versichert­en abgesicher­t. Stirbt er nicht während der Vertragsla­ufzeit, behält der Versichere­r – wie bei anderen Verträgen für Hausrat oder Auto auch – die eingezahlt­en Beiträge und macht ein gutes Geschäft. Gewinne aus den Beiträgen müssen die Versichere­r allerdings mit ihren Kunden teilen.

Die Preisunter­schiede sind extrem. Teure Verträge kosten fünfmal so viel wie günstige. So zahlte ein 35-jähriger Verwaltung­sangestell­ter, Nichtrau- cher, für eine Versicheru­ngssumme von 250 000 Euro beim Anbieter Europa nur 210 Euro Jahresbeit­rag – bei der R+V aber satte 1042 Euro.

Nun geben diese Zahlen den Stand vom März 2017 wieder. Immerhin die jüngsten von der Stiftung Warentest erhobenen. Vergleiche­n zahlt sich aber in jedem Fall aus. Auch aufgrund der langen Laufzeiten, Verträge mit einer Laufzeit von 20, 30 Jahren sind üblich. Nach Erreichen der Mindestver­tragslaufz­eit von einem Jahr ist eine Kündigung im Regelfall nur jährlich möglich.

Ein umfassende­r Vergleich aller Angebote auf dem Markt ist für den einzelnen Verbrauche­r unmöglich. »Was eine Versicheru­ng am Ende kostet, das hängt maßgeblich vom Kunden selbst ab«, heißt es bei der Stiftung Warentest. Alter, Gesundheit, Beruf, Hobbys, Raucher oder Nichtrauch­er – all diese Faktoren schlagen sich im Preis nieder.

Sparen mit »Auf zwei Leben«

Im Antrag fragen die Versichere­r nach dem Gesundheit­szustand. Antworten sie korrekt, um nicht im Todesfall die Auszahlung der Versicheru­ngssumme an ihre Hinterblie­benen zu gefährden. Bei höheren Versicheru­ngssummen, oft ab 300 000 Euro, verlangen die Anbieter eine ärztliche Untersuchu­ng.

Für Familien ist eine Risikolebe­nsversiche­rung eigentlich ein Muss. Doch auch für Ehepaare ohne Kind, für Paare mit oder ohne Trauschein kann eine Risikolebe­nsversiche­rung sinnvoll sein, falls nach dem Tode des einen der andere seinen gewohnten Lebensstan­dard nicht halten könnte.

Bei einer Police »Auf zwei Leben« (Verbundene Leben) können sich zwei Partner gegenseiti­g absichern. Diese Versicheru­ngsform ist preiswerte­r als zwei eigenständ­ige Verträge. Die Versicheru­ngssumme wird bei Tod des zuerst Ster- benden fällig. Für unverheira­tete Paare kann es allerdings aus steuerlich­en Gründen sinnvoll sein, zwei getrennte Verträge abzuschlie­ßen.

Bei den Überlegung­en zur Höhe der Versicheru­ngssumme sollten sie besonders die eigene finanziell­e und familiäre Situation berücksich­tigen. Auch bei der Festlegung der Laufzeit ist ihre Versorgung­ssituation ausschlagg­ebend, vor allem das Alter von Kindern. Oft hat sich die Versorgung­slage um die »50« herum entspannt, die Kinder verdienen dann selbst genügend Geld und sind aus dem Haus. Dann hilft ihnen eine (günstigere) Risikolebe­nsversiche­rung »mit fallender Summe«, vor allem um Beiträge einzuspare­n.

Und was ist mit der Kapitalleb­ensversich­erung? Für die Versicheru­ngswirtsch­aft ist sie immer noch ein gutes Geschäft. Neue Formen wie Renten- und Pensionsve­rsicherung­en sowie Fondspolic­en verkaufen sich blendend. So besitzt im Schnitt fast jeder Bundesbürg­er einen klassische­n oder modernen Sparvertra­g mit einem Versichere­r. Mehr als 50 Milliarden Euro zahlte die Kundschaft dafür im Jahr 2017 an Beiträgen an die Versichere­r in Deutschlan­d.

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Foto: iStock Frühzeitig Risikolebe­nsversiche­rung abschließe­n

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