Aufbruch in Aleppo
Heftige Niederschläge lassen Helfer verzweifeln
Die kriegszerstörte syrische Stadt braucht Wiederaufbauhilfe.
Regen, Schnee, Sturm – die Levante scheint in Sturzbächen zu versinken. Aus den Lagern der Inlandsvertriebenen in Idlib und aus Camps in den Gebieten östlich des Euphrat machen Videoclips die Runde. Da wälzen sich von Erde braun gefärbte Wassermassen durch die Straßen, vorbei an den niedrigen Unterkünften, die immerhin aus Stein gebaut und mit Eisentüren verschlossen sind. Die Dächer sind mit den blauen Planen des UN-Hilfswerks für Flüchtlinge abgedeckt. Männer haben ihre Hosen bis zu den Knien hochgekrempelt und waten durch die Fluten. Die Kamera verfolgt eine Ziege, die vom Wasser mitgerissen wird. In einem weiteren Clip versuchen Männer, ein Kind durch die Wassermassen zu bringen. Ein Seil ist gespannt, doch sie verlieren den Boden unter den Füssen, tauchen unter, gleich eilen andere Männer zu Hilfe und bringen das Kind sicher ans andere »Ufer«.
Ähnlich sieht es in Lagern der syrischen Flüchtlinge in Libanon aus. Zu einem eilig einberufenen Treffen internationaler Hilfsorganisationen, der UNO und des libanesischen Sozialministeriums in Beirut sind Helfer aus aller Welt eingeflogen. Als erste Maßnahme wird Schotter zu den Lagern transportiert, um die verschlammten, nassen Wege einigermaßen trockenzulegen. Die heftigen Schneefälle im Libanongebirge erschweren den Transport des Schotters, nach wenigen Tagen reisen die internationalen Helfer wieder ab. »Hier nützen Hilfslieferungen wenig«, sagt Hamza, der die Bilder auf seinem Mobiltelefon betrachtet. Er hat internationale Helfer zu den Lagern begleitet und weiß, wovon er spricht. »Diese Menschen müssen nach Hause gebracht werden, die Lager sind keine Perspektive. Nicht für die Flüchtlinge und nicht für uns Libanesen«, fügt er hinzu.
Aber die finanzstarken Geberländer sind noch nicht so weit. Das »Regime« könnte gestärkt werden, wenden sie ein. Die von UNOOrganisationen und der syrischen Regierung vorgeschlagenen Rückkehr- und Wiederaufbauprogramme, die helfen könnten, die Gesellschaft zu stabilisieren, werden von der EU, den USA und anderen reichen UN-Mitgliedsstaaten abgelehnt.