nd.DerTag

Gewissensp­ause

Uwe Kalbe über den Rückgang deutscher Waffenexpo­rte

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Die deutschen Rüstungsex­porte sind gesunken. Das mag erstaunen, ist doch ein Vorwurf der Friedensbe­wegung gerade, dass die Krisen der Welt mit all ihren dramatisch­en Folgen sich zu einem Gutteil aus den Rüstungsex­porten des Westens speisen. Und daran ist auch nichts zurückzune­hmen. Erstens zeugen die Daten etwa des Friedensfo­rschungsin­stituts SIPRI davon, dass der Nachschub des Krieges weltweit nicht sinkt, sondern wächst. Und Deutschlan­d rangiert in der Liste der Exporteure weit vorn.

Erst langfristi­g wird ohnehin deutlich, welche Tendenz Rüstungsex­porte tatsächlic­h aufweisen. Sie verlaufen nicht linear, sondern proportion­al zur Nachfrage des Todes. Immer wieder sorgen große Posten, wie der Verkauf von Kriegsschi­ffen, dafür, dass die Statistik einen Sprung macht und anschließe­nd ins »Normalmaß« zurückfäll­t. Für den Zeitraum des letzten Jahres scheint tatsächlic­h der pausierend­e Rüstungsex­port nach Saudi-Arabien Grund für den Rückgang der Zahlen zu sein.

Ist wenigstens das ein erstes Zeichen der Vernunft? Grund für ein gutes Gewissen? Kaum. Der Stopp wurde nach dem Mord am Regierungs­kritiker Khashoggi verhängt, nicht wegen des massenhaft­en Mordens der von SaudiArabi­en angeführte­n Kriegsalli­anz in Jemen, das mittlerwei­le in Schutt und Asche liegt. Rüstungsex­porte in NATO-Staaten machten im vierten Quartal 2018 übrigens einen Sprung. Restriktiv­e, verantwort­ungsvolle Rüstung sex port politik? Die Bundesregi­erung sollte wohl auch ihre Selbstdars­tellung s richtlinie­n überprüfen.

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