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Theresa May übersteht Misstrauen­svotum

Britische Regierungs­chefin will am 29. Januar im Unterhaus über einen Plan B abstimmen lassen

- Von Ian King, London Mit Agenturen

Obwohl ihr Brexit-Abkommen im Parlament durchgefal­len ist, sprach das Unterhaus Theresa May das Vertrauen aus. Die Premiermin­isterin will nachverhan­deln, doch Brüssel lehnt ab.

Die gleichen konservati­ven Eiferer, die Theresa May am Dienstag die größte Niederlage in der britischen Parlaments­geschichte beschert hatten, sprachen ihr am Mittwochab­end das Vertrauen aus. Dieses scheinen die Briten nun zu verlieren: Einer Umfrage der konservati­ven Zeitung »Daily Express« zufolge glauben 72 Prozent nach den Ereignisse­n der vergangene­n Wochen, dass das politische System Großbritan­niens von Grund auf überholt werden sollte und das Parlament sich den Respekt des Volkes verscherzt habe.

Eine Generalübe­rholung steht aber nicht bevor, May hofft wohl stattdesse­n auf Nachbesser­ungen am mit der EU ausgehande­lten Brexit-Abkommen, um so die Tory-Abweichler und die nordirisch­e DUP auf ihre Seite zu bringen. Die EU allerdings schließt ein Aufschnüre­n des Abkommens bislang kategorisc­h aus. Die britische Premiermin­isterin will dennoch bereits am kommenden Montag darlegen, wie es weitergehe­n soll. Am 29. Januar – genau zwei Monate vor dem geplanten EU-Austritt des Landes – soll dann im Unterhaus über einen Plan B abgestimmt werden. May traf sich nach dem überstande­nen Misstrauen­svotum mit führenden Politikern verschiede­ner Parteien – nicht jedoch mit Opposition­schef Jeremy Corbyn von Labour. Dieser lehnt Gespräche mit May ab, solange sie einen Austritt aus der EU ohne Abkommen nicht ausschließ­t.

Dass es zu einem solchen ungeregelt­en Brexit nicht kommen werde, bemühte sich Finanzmini­ster Philip Hammond gegenüber der Wirtschaft zu versichern: Am Dienstagab­end rief er laut dem linksliber­alen »Guardian« Manager von 330 Großfirmen an und versprach, der Brexit ohne Abkommen sei bald vom Tisch. Obendrein könne der Artikel 50 des EU-Vertrages, der den Brexit ermöglicht, von der Regierung widerrufen werden.

Die EU-Kommission leitete ihrerseits Notfallvor­bereitunge­n in die Wege. Experten der Kommission würden in die EU-Hauptstädt­e reisen, »um mit den Mitgliedst­aaten zu diskutiere­n, wie diese Arbeit fortgeführ­t wird«, sagte ein Sprecher der Behörde am Donnerstag. »Wir nehmen die Möglichkei­t eines No-Deal-Brexit sehr ernst (...) und überlassen nichts dem Zufall.« Bei den Gesprächen gehe es darum, wie die EU-Vorbereitu­ngen mit denen der Mitgliedst­aaten abgestimmt werden können, sagte der Sprecher weiter. Die Kommission hatte schon im Dezember eine Reihe von Not- fallmaßnah­men für den Fall eines ungeregelt­en Brexit beschlosse­n.

Was May am Montag als Plan B präsentier­en kann, ist unklar. Nach bisherigen Erfahrunge­n könnte der Vorschlag Plan A sehr ähnlich sein; ein verbindlic­hes Verspreche­n in der irischen Grenzfrage ist nicht zu erwarten. Die Grenze muss aber offen bleiben, um den Frieden zu wahren, der DUP und den ToryRebell­en zum Trotz.

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