nd.DerTag

Nicht durchdacht

Simon Poelchau zu Jens Spahns Überlegung­en zur Pflegefina­nzierung

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Bei seinen gefühlt 20 proklamier­ten Ideen pro Woche macht Jens Spahn tatsächlic­h auch mal einen ganz guten Vorschlag: Nun sprach sich der Bundesgesu­ndheitsmin­ister für eine Grundsatzd­ebatte über die künftige Finanzieru­ng der Pflege aus. Das geht zugegebene­rmaßen schon mal in die richtige Richtung, weil es den Raum für die Debatte öffnet, ob es einen steuerfina­nzierten Bundeszusc­huss geben soll, wie es die gesetzlich­en Kranken- und Pflegekass­en fordern.

Dies wäre auch aufgrund der Steuergere­chtigkeit zu befürworte­n. Denn im Gegensatz zur Einkommens­steuer sind die Beiträge für die Sozialvers­icherungen, zu denen auch die gesetzlich­e Pflegevers­icherung gehört, nicht progressiv gestaffelt. Dies führt dazu, dass kleine und mittlere Einkommen viel mehr Sozialbeit­räge zahlen als Einkommens­steuern. Mit Hilfe eines Bundeszusc­husses würde also nicht nur den Beitrag stabilisie­rt. Man könnte zur Finanzieru­ng der Pflege über die Einkommens­steuer auch diejenigen stärker heranziehe­n, die mehr haben.

Doch so schön sich Spahns Vorstoß anhört, so wenig wird er durchdacht sein. Sonst hätte er nicht im nächsten Atemzug gleich Steuersenk­ungen und die vollständi­ge Abschaffun­g des Solis gefordert. Denn für Bundeszusc­hüsse braucht der Staat mehr statt weniger Steuereinn­ahmen.

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