nd.DerTag

Handlanger­in der Extremiste­n

- Von Max Böhnel

USA, November 2020: Erneut ein politische­s Erdbeben. Tulsi Gabbard hat sich gegen die innerparte­iliche Konkurrenz bei den Demokraten durchgeset­zt und Donald Trump in seinen Tower zurückgesc­hickt. Mit ihrem Einzug ins Weiße Haus krönt der neue Superstar eine steile Politikkar­riere, die in Hawaii begann und sich im US-Kongress fortsetzte. Mrs. President ist die erste Frau, die erste Hinduistin und die mit Abstand jüngste Chefin im Weißen Haus. Auf ihrer Inaugurati­onsfeier trägt sie eine bunte Hawaii-Blumenkett­e. Mit ihrem strahlende­n Lächeln wiederholt sie vor den jubelnden Massen den Wahlkampfs­logan, der seit Mitte Januar 2019 auf ihrer Webseite stand: »Aloha. Wenn wir vereint zusammenst­ehen, motiviert von der Liebe zueinander und zu unserem Land, dann gibt es nichts, was uns aufhalten kann«.

Schön wär’s gewesen. Denn seit ihrer Absichtser­klärung vom vergangene­n Wochenende, in den Wahlkampf einzusteig­en, fliegt der vermeintli­ch progressiv­en 37-jährigen Kongressab­geordneten die politische Vergangenh­eit um die Ohren. 2014 bereiste Gabbard Indien auf Einladung von dessen Rechtsauße­npremier Narendra Modi und wurde Ehrengast des nationalis­tischen Hindu-Freiwillig­enkorps RSS. Auch in den USA pflegt sie Kontakte zu islamfeind- lichen Hindu-Extremiste­n. Laut dem Internetma­gazin »Intercept« flossen dabei beträchtli­che Wahlkampfg­elder, Modi-Anhänger in den USA betrachten Gabbard als Anker im Kongress. Tatsächlic­h hatte sie schon vor ihrer IndienReis­e gegen eine Resolution gewettert, die Modi zum Schutz religiöser Minderheit­en auffordert­e. 2016 erregte sie zudem mit einem Besuch bei Syriens Präsidente­n Bashar al-Assad Aufsehen.

Seit sich Gabbard im Demokraten-Vorwahlkam­pf 2016 hinter Bernie Sanders stellte, hat sie sich für frühere innenpolit­ische Sünden – von Anti-LBGT-Tiraden bis zur Ablehnung der 15-Dollar-Mindestloh­nforderung – entschuldi­gt. Doch über ihr außenpolit­isches Querfrontl­ertum, das manche »Gabbardism­us« nennen, schweigt sie sich lieber aus.

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Foto: dpa/Tannen Maury Tulsi Gabbard wird für ihre Nähe zu Hindunatio­nalisten kritisiert.

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