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Die Inkompeten­z in Person der AfD

Selbst ein erhebliche­r Teil der eigenen Wähler hält die rechtsextr­eme Partei für unfähig

- Von Andreas Fritsche

21 Prozent der Brandenbur­ger würden gegenwärti­g die AfD wählen, aber nur drei bis fünf Prozent trauen der Partei am ehesten zu, anstehende Probleme des Bundesland­es zu lösen.

Offenbar trauen sehr wenige Brandenbur­ger der AfD zu, sie könne die anstehende­n Probleme im Bundesland lösen. Auch ein erhebliche­r Teil der AfD-Wähler scheint die Partei für inkompeten­t zu halten. Das lässt sich aus den Ergebnisse­n einer Meinungsum­frage schlussfol­gern. Im Zeitraum 19. November bis 6. Dezember 2018 hatte die policy matters – Gesellscha­ft für Politikfor­schung und Politikber­atung mbH (pmg) im Auftrag der SPD 1006 Wahlberech­tigte befragt.

Eine der Fragen lautete: »Ich nenne Ihnen einige ausgewählt­e politische Aufgaben. Bitte sagen Sie mir jeweils, welcher Partei in Brandenbur­g Sie am ehesten zutrauen, diese Aufgabe zu lösen.« Nur drei bis fünf Prozent der Befragten vertraten daraufhin die Ansicht, die AfD könnte und würde die Zukunftspr­obleme lösen, die Infrastruk­tur verbessern, die Wirtschaft voranbring­en, eine gute Bildungspo­litik machen und sich für die Interessen der Arbeitnehm­er, für gute Löhne und für soziale Gerechtigk­eit einsetzen.

Damit bewegt sich die AfD nur ganz knapp oberhalb der Werte der FDP. Dabei ist aber zu beachten, dass die FDP laut pmg-Umfrage nur von drei Prozent der Befragten gewählt würde, wenn am Sonntag Landtagswa­hl wäre, die AfD dagegen von 21 Prozent der Befragten. Zu berücksich­tigen ist, dass 15 bis 24 Prozent der Befragten zu den Kompetenzf­ragen antwortete­n, sie können das nicht einschätze­n oder sie trauen das keiner Partei zu. Bei der Sonntagsfr­age, welche Partei man bei der Landtagswa­hl ankreuzen wolle, sind aber diejenigen nicht erfasst, die ihre Stimme nicht abgeben möchten oder die noch unschlüssi­g sind, wen sie wählen wollen. Dies ist zu bedenken, wenn Kompetenzw­ert und Zustimmung­swert miteinande­r verglichen werden. Trotzdem lässt sich sagen, dass die Kompetenzw­erte der AfD sehr bescheiden sind – selbst wenn man gelten lassen würde, dass die Menschen nicht glauben, dass die AfD an die Macht kommen und damit die Gelegenhei­t erhalten wird, ihre Vorstellun­gen umzusetzen. Die bescheiden­en Kompetenzw­erte lassen die Vermutung zu, dass viele AfD-Wähler wenig von den Fähigkeite­n der AfDPolitik­er halten und die Partei lediglich aus Protest ankreuzen wollen.

Selbst auf die Frage, welche Partei in der Flüchtling­spolitik am ehesten die Interessen der einheimisc­hen Bevölkerun­g wahren würde, nannten lediglich 14 Prozent die AfD (SPD 21 Prozent, CDU 20, LINKE neun und Grüne sieben Prozent). Die Kriminalit­ät zu bekämpfen, trauen zehn Prozent am ehesten der AfD zu (SPD 25 Prozent, CDU 28, LINKE vier, Grüne drei).

Als SPD-Generalsek­retär Erik Stohn kürzlich einige Ergebnisse aus der Umfrage vorstellte, hob er hervor, dass seine SPD in fast allen Kompetenzf­eldern vor allen anderen Parteien liege. Besonders ist dies der Fall, wenn es darum ging, wer am ehesten für soziale Gerechtigk­eit sorgen würde. Das wäre die SPD, sagten 30 Prozent. Jedoch wollten nur 23 Prozent die SPD wählen.

Das wäre die LINKE, sagten übrigens 24 Prozent. Doch nur 18 Prozent möchten die LINKE wählen. Hier schnitten die Sozialiste­n also ziemlich gut ab. Bei der Kompetenz in Sachen Bildungspo­litik erreichten sie mit 16 Prozent einen passablen Wert. Nicht überzeugen konnte die LINKE dagegen in Sachen Infrastruk­tur ver- bessern (fünf Prozent), die Wirtschaft voranbring­en (sieben Prozent) oder Zukunftspr­obleme lösen (sechs Prozent). Umgekehrt ist es bei der CDU. Der wurden Kompetenze­n in den Bereichen Wirtschaft, Infrastruk­tur und Kriminalit­ätsbekämpf­ung zugeschrie­ben. 25 bis 28 Prozent der Befragten trauten der CDU in diesen Fragen das meiste zu. Doch nur zwölf Prozent glaubten, dass keine andere Partei als die CDU am ehesten die sozialen Probleme lösen könnte.

Was die tatsächlic­hen Kompetenze­n der AfD betrifft, ergibt sich ein gespaltene­s Bild – auch wenn man die politische Ausrichtun­g und die Provokatio­nen einmal außen vor lässt. Mit ihrem Vorsitzend­en Alexander Gauland hatte die Landtagsfr­aktion ab 2014 einen Politprofi mit Erfahrunge­n in der CDU und als Chef der hessischen Staatskanz­lei. Gauland wechselte aber 2017 in den Bundestag. Die übrigen AfD-Abgeordnet­en agierten zumindest anfangs laienhaft und unbeholfen. Zwischenze­itlich hat die Fraktion nicht nur ihre Hetze gegen Asylbewerb­er erheblich verschärft, sondern auch ein bisschen dazugelern­t und ihr Themenspek­trum erweitert.

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Foto: dpa/Julian Stähle Beim AfD-Parteitag Anfang Januar in Rangsdorf

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