nd.DerTag

Riskante Doppelstra­tegie

Felix Jaitner über die deutsche Russland-Diplomatie

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Als »konstrukti­v« bezeichnet­e Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) am Freitag das Gespräch mit seinem russischen Amtskolleg­en Sergej Lawrow in Moskau. Beide Seiten bekräftigt­en die Absicht, sich bei internatio­nalen Themen eng miteinande­r abzustimme­n. Lawrow konstatier­te sogar grundsätzl­iche Fortschrit­te in den deutsch-russischen Beziehunge­n: »Unsere Zusammenar­beit über internatio­nale und regionale Angelegenh­eiten gewinnt an Breite und Aktualität«, sagte er. Maas war am Freitag nach Moskau gereist, um über atomare Rüstung, Ukraine-Krise und den Syrien-Krieg zu sprechen. Noch am selben Tag ging es weiter in die ukrainisch­e Hauptstadt Kiew zu einem Treffen mit Außenminis­ter Pawel Klimkin.

Im vergangene­n Jahr hat sich das deutsch-russische Verhältnis etwas entspannt. Das liegt weniger an der Lösung bisheriger Streitfrag­en, wie etwa dem Ukraine-Konflikt, sondern an Donald Trump. Die öffentlich­en Zweifel des US-Präsidente­n an der NATO und die Idee des »America first« erschweren den konfrontat­iven Kurs der Bundesregi­erung gegenüber Moskau. Die neue deutsche Russlandpo­litik setzt auf eine Doppelstra­tegie: Einerseits drängt die Bundesregi­erung auf eine militärisc­he Aufrüstung innerhalb der EU, hierbei soll die Bundeswehr eine zentrale Stellung einnehmen. Anderersei­ts ist sie um Kooperatio­n mit Russland bemüht, sofern sich die Interessen beider Länder überschnei­den, etwa beim Ausbau der Gaspipelin­e Nord Stream II. Diese Strategie ist jedoch riskant, da sie die zentralen Interessen­gegensätze zwischen Moskau und Berlin nicht berücksich­tigt – vor allem der ungelöste Ukraine-Konflikt. Die gewaltsame Konfrontat­ion zwischen Russland und der Ukraine im Asowschen Meer zeigt, wie schnell die Lage eskalieren kann.

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