nd.DerTag

Nicht hopp, nicht top

Kurt Stenger über den Umgang der EU mit den Briten

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Eigentlich glaubte man in Brüssel, das lästige Thema Brexit, das schon so viele Gipfel und Expertentr­effen beschäftig­te, endlich vom Tisch zu haben. Doch der in monatelang­en komplizier­ten Verhandlun­gen ausgearbei­tete 600-Seiten-Deal dürfte nach dem jüngsten Brexit-Votum des britischen Parlaments Makulatur sein. Und so waren die ersten Reaktionen aus Brüssel, aber auch von Bundeskanz­lerin Angela Merkel brüsk: Es werde keine Neuverhand­lungen geben.

Damit setzte man den Briten die Pistole auf die Brust: Entweder Ihr stimmt doch noch zu oder Ihr fliegt am 29. März ohne Regelung aus der EU, mit den absehbar katastroph­alen wirtschaft­lichen Folgen. Diese Hoppoder-top-Strategie wird allerdings nicht aufgehen. Zum einen haben sich die Briten noch nie etwas aus Brüssel vorschreib­en lassen, zum anderen ist die wirtschaft­liche Bedeutung Großbritan­niens viel zu groß und die Verzahnung mit EU-Unternehme­n viel zu eng, als dass man einen chaotische­n Austritt realistisc­h ins Spiel bringen kann. Großbritan­nien ist eben nicht Griechenla­nd, das man seinerzeit vor eine ähnliche Alternativ­e stellte und erpressen konnte, da die EU einen Grexit vor keine echten Probleme gestellt hätte.

Letztlich führt kein Weg an Neuverhand­lungen vorbei. Und auch die Äußerungen vom Kontinent klingen inzwischen erheblich kompromiss­bereiter. Hopp oder top – das wird nichts.

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