Der nächste Gegner ist ein gutes Omen
In der Hauptrunde treffen die deutschen Handballer, die am Donnerstagabend 31:23 gegen Serbien gewannen, zuerst auf Island.
Nach dem Ende der Vorrunde hoffen die Handball-Fans auf Wiederholung der Geschichte: Es soll doch bitte wieder so werden wie 2007, als die Deutschen bei der WM im eigenen Land Gold gewannen. Oder wie vor drei Jahren, als Deutschland bei der EM in Polen überraschend den Titel holte. Vor diesem Hintergrund ist es ein gutes Omen, dass Bundestrainer Christian Prokop und seine Schützlinge zum Start der Hauptrunde am Samstag auf Island und Coach Gudmundur Gudmundsson treffen.
Wie vor drei Jahren bei der EM erregte er sich auch am Donnerstagabend wieder, nachdem sich die von ihm trainierten Isländer für die Hauptrunde qualifiziert hatten, über den Spielplan. »Vier Spiele in fünf Tagen. Ich finde, dass ist nicht in Ordnung«, sagte der Isländer vor dem Duell mit der deutschen Mannschaft. Die Isländer haben in der Tat ein straffes Programm, denn nach den Vorrundenduellen in München am Mittwoch gegen Japan (25:21), am Donnerstag gegen Mazedonien (24:22) und der Reise aus München nach Köln am Freitag müssen die Isländer am Samstag gegen Deutschland und am Sonntag gegen Frankreich ran.
Es ist wie vor drei Jahren, als Gudmundsson Trainer der dänischen Nationalmannschaft war und vor dem entscheidenden Duell der EM-Hauptrunde den Spielplan anprangerte, weil sein Team 24 Stunden vor dem Spiel gegen Deutschland selbst noch im Einsatz war, während die DHB-Auswahl zwei Tage Pause hatte. Die Deutschen gewannen damals das »Endspiel ums Halbfinale« und waren vier Tage danach Europameister. Vor zwölf Jahren, auf dem Weg zum WM-Titel 2007, trafen die Deutschen ebenfalls auf Island, damals ohne Gudmundsson. Mit einem 33:28-Erfolg über die Nordeuropäer in der Hauptrunde gelang der Sprung ins Viertelfinale, das mit den Finalspielen in Köln seinen Abschluss fand: das »Wintermärchen«.
Gudmundsson kennt den deutschen Handball gut: Er trainierte von 2010 bis 2014 die Rhein-Neckar Löwen. Er beendete seine Arbeit für die Löwen mit dem dramatischsten Saisonfinale aller Zeiten. Mit 17 Siegen in 17 Rückrundenpartien hatte der Isländer das Team aus Mannheim im Jahr 2014 perfekt durch die zweite Jahreshälfte geführt, sodass es vor dem letzten Spieltag an der Tabellenspitze lag. Zum ersten Titelgewinn reichte es für die Badener damals trotzdem nicht, weil der THW Kiel punktgleich war und im Fernduell in den abschließenden 60 Minuten einen Rückstand von sieben Treffern im Torverhältnis aufholte. »Das ist meine schmerzhafteste Niederlage«, sagte Gudmundsson vor viereinhalb Jahren.
Immerhin aber hatte er zuvor dem Klub mit dem Gewinn des EHF-Pokals 2013 den ersten Titel der Klubgeschichte überhaupt geschenkt. Mit seiner Detailgenauigkeit und seiner positiven Besessenheit hatte er aus dem zuvor wankelmütigen Gebilde eine funktionierende Einheit geformt. Gudmundsson hatte Anteil daran, dass die Löwen 2016 und 2017 letztlich doch noch zweimal den Titel holten, weil er viele zentrale Akteure der Meistermannschaft in seiner Zeit zu den Löwen geholt hatte.
2016 gewann er mit Dänemark die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen – der größte Erfolg in seiner Trainerlaufbahn. Nach Rio 2016 führte er Bahrains Nationalteam zur WM-Endrunde 2019, kehrte dann aber als Nationaltrainer in seine Heimat zurück. »Wir wollen wieder etwas aufbauen«, sagt der 58-Jährige, der einige unbekannte Spieler in Islands Kader eingebaut hat.
In seinem Team ragt der früheren Kieler Aron Palmarsson heraus, der beim FC Barcelona unter Vertrag steht. Linksaußen Gudjon Valur Sigurdsson, der zweite Star der »Isis«, hat sich kurz vor der WM eine Knieverletzung zugezogen und fehlt deshalb. Schade eigentlich, denn Sigurdsson war schon 2007 dabei – im Hauptrundenduell in Deutschland gegen die Deutschen.