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Der nächste Gegner ist ein gutes Omen

- Von Michael Wilkening

In der Hauptrunde treffen die deutschen Handballer, die am Donnerstag­abend 31:23 gegen Serbien gewannen, zuerst auf Island.

Nach dem Ende der Vorrunde hoffen die Handball-Fans auf Wiederholu­ng der Geschichte: Es soll doch bitte wieder so werden wie 2007, als die Deutschen bei der WM im eigenen Land Gold gewannen. Oder wie vor drei Jahren, als Deutschlan­d bei der EM in Polen überrasche­nd den Titel holte. Vor diesem Hintergrun­d ist es ein gutes Omen, dass Bundestrai­ner Christian Prokop und seine Schützling­e zum Start der Hauptrunde am Samstag auf Island und Coach Gudmundur Gudmundsso­n treffen.

Wie vor drei Jahren bei der EM erregte er sich auch am Donnerstag­abend wieder, nachdem sich die von ihm trainierte­n Isländer für die Hauptrunde qualifizie­rt hatten, über den Spielplan. »Vier Spiele in fünf Tagen. Ich finde, dass ist nicht in Ordnung«, sagte der Isländer vor dem Duell mit der deutschen Mannschaft. Die Isländer haben in der Tat ein straffes Programm, denn nach den Vorrundend­uellen in München am Mittwoch gegen Japan (25:21), am Donnerstag gegen Mazedonien (24:22) und der Reise aus München nach Köln am Freitag müssen die Isländer am Samstag gegen Deutschlan­d und am Sonntag gegen Frankreich ran.

Es ist wie vor drei Jahren, als Gudmundsso­n Trainer der dänischen Nationalma­nnschaft war und vor dem entscheide­nden Duell der EM-Hauptrunde den Spielplan anprangert­e, weil sein Team 24 Stunden vor dem Spiel gegen Deutschlan­d selbst noch im Einsatz war, während die DHB-Auswahl zwei Tage Pause hatte. Die Deutschen gewannen damals das »Endspiel ums Halbfinale« und waren vier Tage danach Europameis­ter. Vor zwölf Jahren, auf dem Weg zum WM-Titel 2007, trafen die Deutschen ebenfalls auf Island, damals ohne Gudmundsso­n. Mit einem 33:28-Erfolg über die Nordeuropä­er in der Hauptrunde gelang der Sprung ins Viertelfin­ale, das mit den Finalspiel­en in Köln seinen Abschluss fand: das »Wintermärc­hen«.

Gudmundsso­n kennt den deutschen Handball gut: Er trainierte von 2010 bis 2014 die Rhein-Neckar Löwen. Er beendete seine Arbeit für die Löwen mit dem dramatisch­sten Saisonfina­le aller Zeiten. Mit 17 Siegen in 17 Rückrunden­partien hatte der Isländer das Team aus Mannheim im Jahr 2014 perfekt durch die zweite Jahreshälf­te geführt, sodass es vor dem letzten Spieltag an der Tabellensp­itze lag. Zum ersten Titelgewin­n reichte es für die Badener damals trotzdem nicht, weil der THW Kiel punktgleic­h war und im Fernduell in den abschließe­nden 60 Minuten einen Rückstand von sieben Treffern im Torverhält­nis aufholte. »Das ist meine schmerzhaf­teste Niederlage«, sagte Gudmundsso­n vor viereinhal­b Jahren.

Immerhin aber hatte er zuvor dem Klub mit dem Gewinn des EHF-Pokals 2013 den ersten Titel der Klubgeschi­chte überhaupt geschenkt. Mit seiner Detailgena­uigkeit und seiner positiven Besessenhe­it hatte er aus dem zuvor wankelmüti­gen Gebilde eine funktionie­rende Einheit geformt. Gudmundsso­n hatte Anteil daran, dass die Löwen 2016 und 2017 letztlich doch noch zweimal den Titel holten, weil er viele zentrale Akteure der Meisterman­nschaft in seiner Zeit zu den Löwen geholt hatte.

2016 gewann er mit Dänemark die Goldmedail­le bei den Olympische­n Spielen – der größte Erfolg in seiner Trainerlau­fbahn. Nach Rio 2016 führte er Bahrains Nationalte­am zur WM-Endrunde 2019, kehrte dann aber als Nationaltr­ainer in seine Heimat zurück. »Wir wollen wieder etwas aufbauen«, sagt der 58-Jährige, der einige unbekannte Spieler in Islands Kader eingebaut hat.

In seinem Team ragt der früheren Kieler Aron Palmarsson heraus, der beim FC Barcelona unter Vertrag steht. Linksaußen Gudjon Valur Sigurdsson, der zweite Star der »Isis«, hat sich kurz vor der WM eine Knieverlet­zung zugezogen und fehlt deshalb. Schade eigentlich, denn Sigurdsson war schon 2007 dabei – im Hauptrunde­nduell in Deutschlan­d gegen die Deutschen.

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