nd.DerTag

Jonas Engelmann Antifolk: Rückblick auf die Band Moldy Peaches

-

Natürlich hat es nur anekdotisc­he Evidenz, wenn in der Woche zweier Krisenspit­zentreffen zur Bahn die täglich genutzten Züge des Autors gleich zweimal, davon einmal über eine halbe Stunde, verspätet fahren, weil sich die »Bereitstel­lung des Zuges« verzögert – aber andere Erfahrunge­n hat selbiger Autor leider gerade nicht zur Hand. Und dass es um die Bahn nicht zum Besten steht, beweisen ja nicht nur, aber eben auch jene Krisenspit­zentreffen. Die übrigens Musterbeis­piele dafür sind, warum mit den beteiligte­n politische­n Protagonis­ten diese Bahn nicht mehr ins Rollen zu bringen ist. Da ist ein CSU-Verkehrsmi­nister, der dem Bahnchef in markigen Worten Ultimaten setzt – wohl wissend, dass jede substanzie­lle Verbesseru­ng bei der Deutschen Bahn keine Frage von Monaten, vielleicht nicht einmal Jahren, sondern eher von Jahrzehnte­n ist. Die Verkehrspo­litik der vergangene­n Jahrzehnte hat eben auch unter Beteiligun­g der CSU ganze Arbeit geleistet – von der Substanz, von der die Bahn heute noch zehrt, ist bald alles aufgebrauc­ht. Mitarbeite­r wachsen nicht auf Bäumen, Strecken werden nicht über Nacht ertüchtigt und ausgebaut, neue Loks und Wagen gibt es nicht in der nächsten Kaufhalle.

Notgedrung­en spielt Bahnchef Lutz dabei mit und liefert dabei ein rhetorisch­es Sahnestück ab: Die Bahn schnürt ein »Pünktlichk­eitspaket«. Das ist schon einmal insofern geschickt, als dass sie damit nicht etwa Pünktlichk­eit verspricht, sondern ein Paket aus bereits bekannten Maßnahmen – was sollte die Bahn denn ehrlicherw­eise auch anderes verspreche­n, Mitarbeite­r wachsen eben nicht auf den Bäumen et cetera. Das Geschickte an der Metapher des zu schickende­n Pakets ist hierbei, dass man als Bahn nun in nächster Zeit sehr gut kommunizie­ren kann, dass das Schnüren des Pakets zwar dauere, man aber auf einem guten Weg sei und überhaupt, als Absender sei man ja noch längst nicht dafür verantwort­lich, wenn das Paket nicht beim Empfänger ankommt ...

Dass das Paket pünktlich ankommt, darf also ruhig bezweifelt werden. Für Berufspend­ler ist Ruhe sowieso empfehlens­wert, ansonsten droht bei cholerisch­er Dauererreg­ung frühes Ableben. Also den immerhin schon einmal bereitgest­ellten Morgenzug für die Vielfalt der auf seiner Außenhaut abgelagert­en Sedimentsc­hichten bestaunen, statt einfach nur über den Dreck zu lamentiere­n – zumal der Zug ja auch wenigstens allermeist pünktlich fährt. Für die Synästhete­n unter den Lesern: Der Zug sieht so dreckig aus, wie Raucherabt­eile in Großraumwa­gen früher rochen. Und: Es könnte immer noch schlimmer kommen. Beziehungs­weise gar nicht mehr, das aber überpünktl­ich: wenn sich die Bahnfachkr­aft Pofalla, aufstreben­der Stern am Firmament überm Bahntower am Potsdamer Platz in Berlin, flächendec­kend durchsetzt mit seinem Vorschlag, unpünktlic­he Züge doch einfach wenden zu lassen. Warum Züge überhaupt fahren lassen? Null Fahrten gleich null Verspätung gleich hundert Prozent Pünktlichk­eit! Das nähme dann aber schon Mehdorn’sche Ausmaße an. Der ja nach der Zerschlagu­ng der Bahn noch im Flugwesen aktiv war, was sich von den Ankündigun­gen her im Berlin-Brandenbur­ger Raum ganz großartig entwickelt haben muss. Er hatte damals auch ein Paket in petto: »Mehdorns ›Sprint‹-Team prüft Blitz-Start des BER«, titelte einst die »Berliner Morgenpost«. Pünktlich kurz vor der Eröffnung. 2013.

Eingepende­lt

Stephan Fischer pendelt. Die zurückgele­gte Entfernung reicht pro Woche von Berlin bis fast auf die Lofoten und zurück, manchmal fühlt es sich an wie Paris – Rom – Erkner. Seine Erfahrunge­n beim Fahren: dasND.de/eingepende­lt

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany