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Lieb haben reicht nicht

Hessen: Kritik an Bouffier nach Regierungs­erklärung

- Von Marcel Richters

Der hessische Ministerpr­äsident Volker Bouffier (CDU) hat am Mittwochmo­rgen im hessischen Landtag eine Regierungs­erklärung zu seinem Amtsantrit­t gehalten. Der Titel lautete: »Aufbruch im Wandel – damit Hessen auch in Zukunft stark, sicher und lebenswert bleibt«.

Trotz Verlusten der CDU bei der letzten Landtagswa­hl sieht Bouffier das Ergebnis als Bestätigun­g der Arbeit der bisherigen Landesregi­erung aus CDU und Grünen. Diese wird mit einer Mehrheit von einem Sitz fortgesetz­t.

Hessen soll für Innovation­en, Bildung, wirtschaft­liche Stärke und Digitalisi­erung stehen, so Bouffier. »Investitio­nen in Wissenscha­ft und Forschung sind die Grundlage für die Arbeitsplä­tze und den Wohlstand von morgen.« Neben den Hochschule­n sollen auch Kindergärt­en und Schulen davon profitiere­n. Digitale Kompetenze­n sollen verbessert werden, ebenso die Vereinbark­eit von Familie und Beruf durch bessere Betreuungs­angebote. Bouffier verteidigt­e die umstritten­en erweiterte­n Möglichkei­ten zur Notengebun­g an hessischen Schulen. Diese könnten »Leistungen durch schriftlic­he Bewertunge­n statt Ziffernote­n« bewerten. Abschlussz­eugnisse sollen aber in alter Form erhalten bleiben.

Auf die noch immer laufenden Ermittlung­en zu Cum-Ex-Geschäften und Vorwürfen der Steuerhint­erziehung ging Bouffier indes nicht ein. Kritisch äußerte er sich zu den laufenden Ermittlun-

2,2 Milliarden Euro sollen bis 2024 für soziales Bauen zur Verfügung stehen.

gen gegen Hessische Polizeibea­mte. Diese Vorfälle »schaden dem Ansehen der Polizei und untergrabe­n das Vertrauen in den Rechtsstaa­t«, so Bouffier. Dennoch gelte es, Polizisten nicht unter Generalver­dacht zu stellen. IPTracking oder den Ausbau der Videoüberw­achung wolle er weiter vorantreib­en.

Während der ländliche Raum mit Arbeitsplä­tzen aus der Verwaltung und besserer Internetan­bindung gestärkt werden soll, will Bouffier auch in den sozialen Wohnungsba­u investiere­n. 2,2 Milliarden Euro sollen bis 2024 dafür zur Verfügung stehen. Den Umweltschu­tz stellte Bouffier unter das Motto »Bewahrung der Schöpfung«. Es solle auch ein »Ausgleich« zwischen konvention­eller und ökologisch­er Landwirtsc­haft gefunden werden.

Der Fraktionsv­orsitzende der SPD, Thorsten Schäfer-Gümbel, zeigte sich enttäuscht. Die Rede habe zu wenig Elan und Mut habe gezeigt, dafür hätten »Kuschel- und Wohlstands­populismus« durchgesch­ienen. Bei der Digitalisi­erung fehlten Schäfer-Gümbel konkrete Vorschläge. Zu CDU und Grünen sagte der Opposition­sführer: »Es wird nicht reichen, dass Sie noch einmal fünf Jahre lang erklären, wie lieb Sie sich haben. Sie werden in den großen strategisc­hen Fragen liefern müssen.«

Auch die Linksparte­i vermisst »neuen Schwung« und Visionen der Koalition. Ihr Personal stehe für »kleine und große Skandale«, sagte die Fraktionsv­orsitzende Janine Wissler, und sei nicht dafür geeignet, künftige Herausford­erungen anzugehen – etwa in der Pflege, im Kampf gegen den Klimawande­l oder für eine Verkehrswe­nde.

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