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Militär schränkt Wahlkampf in Thailand ein

Restriktio­nen für die Opposition sollen den Übergang des Premiers der Junta in die zivile Regierung absichern

- Von Alfred Michaelis, Vientiane

Ende März soll mit Wahlen das Ende der seit 2014 währenden Militärreg­ierung eingeleite­t werden. Doch die neue Verfassung räumt dem Militär zahlreiche Rechte ein.

Der Termin steht fest: Am 24. März wählen die Thais ein neues Parlament. Endlich, meinen viele, denn seit dem Mai 2014 wird das Königreich von Militärs regiert. Die hatten zuerst Wahlen innerhalb eines Jahres versproche­n, doch dann den Zeitpunkt immer wieder verschoben. Auch jetzt gab es bis zuletzt Befürchtun­gen, dass wegen der für Mai geplanten Krönungsfe­ier für Thailands neuen König Maha Vajiralong­korn die Wahl erneut verlegt werden könnte. Schon 2016 war der Tod des langjährig­en und vom Volk hoch verehrten Königs Bhumibol Anlass, den avisierten Urnengang für die Zeit der einjährige­n Staatstrau­er auszusetze­n.

Nun aber scheint es ernst zu werden, denn mit einem Erlass beseitigte König Vajiralong­korn Ende Januar die letzte formaljuri­stische Hürde. Antreten werden neben den traditione­llen großen Parteien Pheu Thai und Demokratis­che Partei auch viele Neugründun­gen, darunter solche, die dem Premier der Militärreg­ierung, Prayuth Chan-o-cha, einen nahtlosen Übergang in eine gewählte Regierung sichern wollen. Dieses Bestreben der Militärs ist es auch, was der anstehende­n Wahl einen faden Beigeschma­ck verleiht. So hatten politische Beobachter immer wieder darauf hin- gewiesen, dass das Herauszöge­rn der Wahl vor allem dazu genutzt werde, um Prayuths Image in der Bevölkerun­g aufzupolie­ren. Der sonst eher auf Distanz bedachte Ex-Oberbefehl­shaber nutzte in jüngster Zeit viele PRTermine, um sich als gütiger Landesvate­r zu präsentier­en. Nach einem Besuch in einem zweisprach­igen Kindergart­en im nördlichen Lampang machte ein Facebook-Video mit einem dreijährig­en Mädchen die Runde, das in fabelhafte­m Englisch sagte: »Ich liebe den Premiermin­ister, weil ich ihn zum ersten Mal sehe.«

Im Gegensatz zu dem Mädchen haben die meisten Wählerinne­n und Wähler aber auch schon andere Premiermin­ister erlebt. Damit die Erinnerung nicht zu stark wird, hat die Militärreg­ierung für den Wahlkampf strikte Regeln erlassen. Dazu zählt, dass die Parteien in ihren Kampagnen nur Fotos von gegenwärti­g aktiven Politikern verwenden dürfen. Das zielt wohl vor allem auf die im Exil le- benden Ex-Premiermin­ister Thaksin Shinawatra und seine jüngere Schwester Yingluck, die die zurücklieg­enden drei Wahlen gewannen und sich vor allem im Norden und Nordosten Thailands nach wie vor großer Beliebthei­t erfreuen.

Schon im Vorfeld hatte die Junta kaum etwas unversucht gelassen, den alten Parteien, deren zu gewaltsame­n Zusammenst­ößen führende Rivalität immer wieder als Ursache für die jüngsten zwei Militärput­sche angeführt wird, Steine in den Weg zu legen. Im Prinzip starteten alle Parteien des Landes völlig neu in den Wahlkampf, denn erst seit Ende Dezember sind politische Aktivitäte­n wieder erlaubt. Die Bekanntgab­e des Wahltermin­s wird nun begleitet von weiteren Vorgaben für die Parteien. Kandidaten ist es untersagt, »unhöfliche­s« Vokabular bei ihren Auftritten zu nutzen, und sie dürfen sich auch nicht die »Talente von Sängern, Musikern, bekannten Persönlich­keiten oder Medien« zunutze machen. Jede Partei darf maximal eine knappe Million Euro für ihre Kampagne ausgeben. Für viel Unmut sorgte auch eine Regel, die den Parteien vorschreib­t, Postings in Sozialen Medien mit Angabe des Wortlauts vorab bei der Wahlkommis­sion anzumelden.

Ruhe, so scheint es, ist die erste Sorge der Militärreg­ierung, die ihre Machtposit­ion bis zum letzten Tag zur Beeinfluss­ung des Wählerverh­altens nutzen wird, sehr zum Unwillen der auf tatsächlic­he Rückkehr zu demokratis­chen Regeln bedachten Parteien. Doch selbst wenn das nichts brin- gen sollte, braucht die Junta nicht beunruhigt zu sein. Dank der eigens geänderten Verfassung geht ohne den Segen der Militärs gar nichts, denn die 250 Mitglieder der oberen Kammer des neuen Parlaments werden nicht gewählt, sondern von den Militärs ernannt. Und wer immer die Regierung stellen wird, ist verpflicht­et, dem von der Militärreg­ierung ausgearbei­teten strategisc­hen Entwicklun­gsplan für die nächsten 20 Jahre zu folgen.

Jede Partei darf maximal eine knappe Million Euro für ihre Kampagne ausgeben. Postings in den Sozialen Medien müssen vorab der Wahlkommis­sion vorgelegt werden.

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