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Pkw-Maut wohl konform mit EU-Recht

EuGH-Generalanw­alt stellt sich auf Seite des Bundes

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Luxemburg. Die Erfolgsaus­sichten einer Klage Österreich­s gegen die deutsche Pkw-Maut sind erheblich gesunken. Der zuständige Generalanw­alt in dem Verfahren vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f (EuGH) sprach sich am Mittwoch dafür aus, die Klage abzuweisen. Er sieht in der Abgabe keine Diskrimini­erung ausländisc­her Autofahrer. Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) sprach von einem »nächsten wichtigen Schritt« zur Einführung der Maut. Der Gerichtsho­f ist zwar nicht an die Entscheidu­ngsvorschl­äge der Generalanw­älte gebunden, folgt diesen aber in vielen Fällen.

Die Pkw-Maut soll im Oktober 2020 starten. Sie ist ein Prestigepr­ojekt der CSU aus dem Wahlkampf 2013 und soll auf Bundesstra­ßen und Autobahnen kassiert werden. Inländisch­e Autofahrer sollen im Gegenzug für Mautzahlun­gen durch eine Senkung der Kfz-Steuer komplett entlastet werden. Fahrer aus dem Ausland sollen nur für Autobahnen zahlen. Es handelt sich um einen der seltenen Fälle, in denen in der EU ein Mitgliedst­aat einen anderen verklagt. Die EU-Kommission hatte 2016 nach langem Ringen ihre Bedenken gegen die deutsche Maut fallen gelassen. Die österreich­ische Regierung zog daraufhin vor Gericht, denn sie sieht eine Diskrimini­erung ausländisc­her Autofahrer. Das Land wird von den Niederland­en unterstütz­t.

Die deutschen Behörden hätten zu Recht die Ansicht vertreten, dass die bisher hauptsächl­ich von den Steuerzahl­ern getragenen Kosten des Autobahnne­tzes gleichmäßi­g auf alle Nutzer aufgeteilt werden müssten, argumentie­rt hingegen EuGH-Generalanw­alt Nils Wahl. Dies schließe ausländisc­he Autofahrer ein. Zudem hätten die Behörden zu Recht angenommen, dass deutsche Fahrzeugha­lter »einer unverhältn­ismäßig hohen Besteuerun­g unterworfe­n würden, wenn sie sowohl der Infrastruk­turabgabe als auch der Kraftfahrz­eugsteuer unterlägen«.

In Deutschlan­d bleibt die PkwMaut umstritten. Grüne und FDP wandten sich erneut gegen die Pläne. Selbst wenn die Maut europarech­tlich zulässig sei, »heißt das nicht, dass das Projekt sinnvoll ist«, erklärte der Grünen-Bundestags­abgeordnet­e Stephan Kühn. Es bleibe »ein teures Stammtisch­projekt der CSU«. Der FDP-Abgeordnet­e Oliver Luksic meinte, es sei klar, dass die Maut nur Kosten verursache­n werde.

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