Erster Schritt für eine kohlefreie Zukunft
Wirtschaftsminister übergab 40 Millionen Euro Infrastrukturförderung für den Industriepark Schwarze Pumpe
Schwarze Pumpe stand in der DDR für Braunkohle. Mit dem Gaskombinat entstand dort in den 1950ern der weltgrößte Braunkohleveredlungsbetrieb. 40 000 Menschen arbeiteten am Ort, jetzt sind es 5000.
Die Region südlich von Cottbus ist durch den Braunkohlebergbau gezeichnet. Reichlich 30 Kilometer von der Lausitz-Metropole entfernt befindet sich Spremberg (Spree-Neiße), und ein Stück weiter Richtung sächsische Grenze liegt der Ortsteil Schwarze Pumpe mit dem gleichnamigen Industriepark. Bis zur Wende beschäftigte einst das Gaskombinat Schwarze Pumpe, als größtes Braunkohleveredlungsunternehmen der Welt und ein Industriegigant der DDR, bis zu 40 000 Mitarbeiter.
Braunkohleland, das nach der Auflösung der DDR einen katastrophalen Niedergang mit Massenarbeitslosigkeit und Arbeitskräfteabwanderung zu verkraften hatte. Und noch immer hängt hier jeder dritte Arbeitsplatz von der Braunkohle ab. Der wegen des Klimawandels unausweichliche Ausstieg aus der Tagebauwirtschaft und der von der Kohlekommission skizzierte Weg dahin lösen auch Ängste in der Region aus. Dass die von der Landesregierung ernst genommen werden, wollte Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) mit seinem Besuch vor Ort demonstrieren. Mehr als 40 Millionen Euro als Strukturhilfe für den Industriepark brachte er mit.
»Die Entwicklung von Schwarze Pumpe ist eine echte Erfolgsgeschichte. Seit 1990 hat sich der Industriepark im Herzen der Lausitz von einem Energie- und Kohleveredlungsstandort zu einem hochmodernen Standort für verschiedene Industrien gewandelt«, erklärte der Minister. Dies sei nicht zuletzt auch Ergebnis der Zusammenarbeit der Landesregierungen Brandenburgs und Sachsens. Allein Brandenburg habe in den Standort und seine Infrastruktur bereits 57 Millionen Euro investiert.
Die nun von der Landesregierung bereitgestellte Summe von weiteren 40,2 Millionen Euro fließt in vier aktuelle Infrastrukturvorhaben. Dazu zählen zwei neue Abwasserbehandlungsanlagen, eine Brauchwasseraufbereitung sowie ein modernes Lkw-Terminal mit 75 Stellplätzen zur Abfertigung der rund 1000 Trucks, die Schwarze Pumpe rund um die Uhr ansteuern. Das Geld stammt aus der Gemeinschaftsaufgabe »Verbesse- rung der struktur«.
Mit Blick auf die Herausforderungen bei der Ablösung der Braunkohlewirtschaft bis Mitte der 2030er Jahre sagte Steinbach: »Diese Projekte tragen maßgeblich dazu bei, die Perspektiven des Industrieparks und der dort ansässigen Unternehmen langfristig zu sichern.«
Der mit dem Ausstieg zu erwartende Umbau dürfe nicht so ablaufen wie der nach 1990, als alles platt gemacht wurde und man sich erst danach gefragt habe, was man eigentlich neu aufbauen wolle, warnte die Spremberger Bürgermeisterin Christine Herntier (parteilos) am Rande des Ministerbesuchs. Dem rbb-Fernsehen sagte sie: »Das ist ja die große Chance, die sich für die Lausitz und gerade für den Standort ergibt – dass parallel etwas Neues aufgebaut wird.«
Schwarze Pumpe zählt weiter zu den größten ostdeutschen Industriearealen. Auf dem 720 Hektar großen Gelände des Industrieparks sind rund 120 Unternehmen angesiedelt, die zwischen 4300 und 5000 Beschäftigte haben – Energieerzeugung, Stahlbau, unter anderem Papierherstellung, Kunststoff- und Chemieindustrie, Elektrotechnik und Logistik. Die Breite des am Standort vertretenen regionalen Wirtschafts- Branchenmixes lässt sich an bekannten Firmennamen ablesen: Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG), Siemens, der Anlagenbauer Actemium BEA, Knauf Deutsche Gipswerke, das Verpackungsunternehmen Dunapack Spremberg, Veolia Umweltservice Ost.
Einer der potenten Akteure im Industriepark ist seit Jahren der Papierproduzent Hamburger Rieger AG. Die Firma beliefert europaweit Hersteller von Wellpappe und Gipskartonplatten. Derzeit erweitert sie ihren Standort, eine zweite Papiermaschine entsteht und es werden 200 neue, gut bezahlte Arbeitsplätze geschaffen.
Die weitere Entwicklung des Industrieparks ist Steinbach zufolge »maßgeblich für eine nachhaltige und tragfähige industrielle und gewerbliche Basis in der Region«. Dabei müssten neue Arbeitsplätze geschaffen werden, ohne Umschulungen und Qualifizierung werde es nicht gehen.
Der Minister kennt sich in der Lausitz aus. Er war, bevor er 2018 sein Regierungsamt antrat, Präsident der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU). »Schwarze Pumpe ist ein eindrucksvoller Beleg dafür, wie Strukturwandel mit vereinten Kräften gelingen kann – und zugleich Ansporn, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen.«