nd.DerTag

Zweifelhaf­ter Rettungsve­rsuch

Opposition im Landtag Niedersach­sens: Rettung der Nord/LB ohne Steuergeld illusorisc­h

- Von Hagen Jung

Zu entscheide­n gab es nichts während der Sondersitz­ung des niedersäch­sischen Landtages zum Rettungsko­nzept für die Nord/LB. Eigenlob, Vorwürfe und Zweifel prägten die zwei Stunden im Plenarsaal.

Sondersitz­ungen eines Landtages sind selten, und so erwarten politisch Interessie­rte von solchen Zusammenkü­nften etwas Besonderes zu besonders wichtigen Themen. So war es auch am Dienstag in der niedersäch­sischen Landeshaup­tstadt Hannover. Wichtig war der einzige Tagesordnu­ngspunkt durchaus: Die Sanierung der notleidend­en Norddeutsc­hen Landesbank (Nord/LB) und die Pläne der SPD/CDU-Landesregi­erung dazu. Doch Besonderes, gar Neues war nicht zu hören im Plenarsaal. Vielmehr war er Bühne fürs Schulterkl­opfen bei der rot-schwarzen Koalition und für kritische Töne aus den Opposition­sfraktione­n.

Fraglos bekannt im Sitzungsku­bus am Leineschlo­ss war der Kern des Rettungsko­nzeptes, das die Regierung schon am vergangene­n Freitag vorgestell­t hatte und das Finanzmini­ster Reinhold Hilbers (CDU) nun noch einmal erläuterte: Das Land pumpt 1,5 Milliarden, die Gemeinscha­ft der Sparkassen 1,2 Milliarden Euro in die Nord/LB, die vor allem durch faule Schiffskre­dite ins Wanken geraten war. Steuergeld­er werden nicht in die Bank fließen, bekräftigt­e der Ressortche­f erneut, die Milliarden­spritze des Landes werde aus einer Beteiligun­gsgesellsc­haft kommen, die dafür Darlehen aufnehmen soll.

Zur Tilgung dieser Darlehen sind Dividenden vorgesehen, die man vom gewinnbrin­genden Wirken der Nord/LB erhofft. Sie soll verkleiner­t werden, sich von Geschäftsf­eldern trennen, Arbeitsplä­tze abbauen. »Wir stellen die Bank wieder auf ein solides Fundament; das ist das Ergebnis monatelang­er harter Arbeit, unzähliger Gespräche und Verhandlun­gen«, würdigte Hilbers sein Tun sowie das seiner Mitstreite­r und -streiterin­nen im Bemühen um die Rettung des Instituts. Seitens der SPDFraktio­n begrüßte deren finanzpoli- tische Sprecherin Frauke Heiligenst­adt die von der Regierung getroffene Entscheidu­ng. Dank ihr werde die Nord/LB auch künftig eine »funktionie­rende Bank mit zahlreiche­n profitable­n Betätigung­sfelder bleiben«.

Von der profitable­n Betätigung der Bank, an ihren Gewinnen, so er- innerte die Grünen-Fraktionsc­hefin Anja Piel, haben unbekannte Teilhaber »gut mitverdien­t«. »Wer sind diese stillen Gesellscha­fter?« wollte die Abgeordnet­e wissen. Sie bekam auf diese von den Grünen nicht zum ersten Mal gestellte Frage keine Antwort. In Richtung Regierung forderte die Politikeri­n, jene »Profiteure« an der Stabilisie­rung der Bank zu beteiligen.

Piels Fraktionsk­ollege Stefan Wenzel, der ebenfalls die »Offenlegun­g« stiller Teilhaber anmahnte, hielt dem Finanzmini­ster entgegen: Es sei eine Illusion, die von der Regierung beschlosse­ne Bankenrett­ung ohne Steuergeld­er zu verwirklic­hen. Er bezweifle, so der Grüne, dass das CDU/SPD-Konzept »den Realitätst­est besteht«. Wenzel monierte zudem, dass Hilbers nicht ausführlic­h auf das Thema »Beihilfe« eingegange­n sei. Es könne nicht ausgeschlo­ssen werden, dass die Europäisch­e Union die Unterstütz­ung der Nord/LB durch das Land als – unzulässig­e – Stützung seitens des Bank-Haupteigen­tümers ansieht, so Wenzel sinngemäß.Träfe das zu, wäre das Modell der Regierung womöglich hinfällig.

Zweifel daran, dass es ohne Steuermitt­el umgesetzt werden kann, hegt auch der FDP-Fraktionsv­orsitzende Stefan Birkner. Er gab zu bedenken, dass das Land für die Kredite,welche die geplante Beteiligun­gsgesellsc­haft aufnehmen soll, haften muss – mit Geld aus dem Haushalt, das der Steuerzahl­er aufbringt.

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Fotos: dpa/Julian Stratensch­ulte, Holger Hollemann Das Gebäude der Norddeutsc­hen Landesbank NordLB in Hannover
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Ministerpr­äsident Stephan Weil (l.) und Wirtschaft­sminister Bernd Althusmann

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