Nun ist Schluss
Die letzte Ausgabe des Fischer Weltalmanach
Vorruhestand mit 60 – für viele ein Traum. Der Fischer Weltalmanach erscheint mit seiner 60. Ausgabe das letzte Mal – für viele ein großer Verlust. Sechs Jahrzehnte begleitete das Jahr für Jahr aktualisierte Nachschlagewerk Generationen von Wissbegierigen, Bücherwürmern, länder- und weltoffenen Lesern. Jetzt ist Schluss damit. Das treue Publikum wird auf die Informationsquellen im Internet verwiesen. Schade!
Was bietet dieser letzte Weltalmanach? Den Kern bildet wie immer der Länderteil mit Details über Staaten von Afghanistan bis Zypern. Am Anfang des mit Tabellen und Karten prall gefüllten Taschenbuchs stehen die globalen Themen, von »Arbeitswelt der Zukunft« bis »Kriege, Krisen und Konflikte«. Es folgt statistisches Material zu Geografie, Bevölkerung, Gesellschaft und Wirtschaft, sodann erläuternde Kapitel über die Europäische Union, internationale Organisationen und nochmals Wirtschaft und Umwelt.
Wer sich auf den nächsten Ehrengast der Frankfurter Buchmesse – Norwegen – vorbereiten will, findet im Länderteil alle notwendigen Angaben und stellt unter Weltwirtschaft fest, dass dieses Land 2016 mit über 82 000 Dollar Bruttonationaleinkommen je Einwohner das reichste Land – knapp vor der Schweiz – war. Dem steht Afgha- nistan mit 580 Dollar je Einwohner gegenüber. Ein obszöner Abstand! Er erklärt denn auch zum Teil das Phänomen der Arbeitsmigration.
Bei ausgewählten Ländern ist entsprechend dem diesjährigen Schwerpunkt im Almanach, der »Arbeit«, ein besonderes, farblich unterlegtes Kästchen beigegeben. Im Falle von Kirgisistan, dem Land von Tschingis Aitmatow, wird angemerkt, dass 32,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus Rücküberweisungen von Arbeitsmigranten stammen; ein Drittel der Wirtschaftsleistung des Landes wird also von ausgewanderten Arbeitnehmern fern der Heimat erwirtschaftet. Informiert wird in der letzten Ausgabe auch detailliert über den in Straßburg ansässigen Europarat, bestehend aus 47 Staaten Europas und Vorderasiens, den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte mit seinen 47 Richtern unter ihrem italienischen Präsidenten Guido Raimondi, ebenso über den Internationalen Währungsfonds (IWF), die Weltbankgruppe, die G7 und die OECD.
Der Weltalmanachs kann jedoch nicht Auskunft über den aktuellsten Zustand der Welt geben, mit der schnellen Nachrichtenquelle World Wide Web kann er nicht Schritt halten. Was wohl der Grund ist, dass er eingestellt wird.
Der neue Fischer Weltalmanach 2019. Zahlen Daten Fakten. Fischer Verlag, 736 S. br., 22 €.