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»Unwiederbr­inglich«

- Tos

Ohne Rettungsme­taphern kommt keine Wirtschaft­sberichter­stattung aus: Staatliche Hilfspaket­e, Notfallkre­dite, Feuerwehrm­aßnahmen werden gefordert, wenn die Privatwirt­schaft sich in die Krise gearbeitet hat. Aktuell wird allerdings befürchtet, dass »die Politik« in der Krise von 2008 und Folgejahre­n ihr »Pulver verschosse­n habe«, die »Feuerwehr« also beim nächsten Mal ohne Wasser dastehen könnte.

Die Notenbanke­n haben nur noch wenig oder gar keine Spielräume, mit Zinssenkun­gen auf wirtschaft­liche Einbrüche zu reagieren. Nach der Finanzkris­e wurde eine expansive Geldpoliti­k betrieben, die Nullzinspo­litik und die Flutung der Finanzmärk­te mit Geld per Aufkauf von Wertpapier­en hatten zwar gewirkt. Aber einerseits blähte sich so schon die nächste Liquidität­sblase auf, also das nächste Risiko. Und anderersei­ts lässt sich diese Politik nicht ewig fortsetzen.

Die US-Notenbank Fed hat heute nur geringen Spielraum für Zinssenkun­gen, die EZB gar keinen. Durch den Ankauf von Wertpapier­en in Billionenh­öhe konnten die Zentralban­ken zwar den Finanzsekt­or stabilisie­ren, indem sie Risiken übernahmen. Gegen die realwirtsc­haftlichen Krisenursa­chen und die Asymmetrie­n in den Leistungsb­ilanzen der Volkswirts­chaften können sie jedoch wenig ausrichten. Der US- Ökonom Barry Eichengree­n sieht in den USA auch das »fiskalpoli­tische Pulver« verschosse­n.« Das bedeutet: Angesichts gestiegene­r Staatsschu­lden ist mit weiteren wirksamen Konjunktur­spritzen nicht zu rechnen. Das Problem ist in Europa noch größer, »wegen der fürchterli­ch sturen deutschen Haltung«, wie es Paul Krugman formuliert. Die beharrlich gegen alle Kritik verfolgte Schwarze-Null-Politik schränkt die Ausgabenre­ssourcen öffentlich­er Haushalte ein.

Die Bundesregi­erung spricht schon vom »Ende der fetten Jahre« und bereitet so auf kommende Einschränk­ungen vor. Und das bei einem Szenario, in dem die wirtschaft­lichen Probleme eher größer sind als 2008: Handelskon­flikte, Brexit, Weltkonjun­ktur: »Die Schocks könnten diesmal eine Nummer zu groß ausfallen«, sagt der Ökonom Thomas Fricke.

Das Bundesfina­nzminister­ium lässt nun Steuererle­ichterunge­n für Unternehme­n ausrechnen, größere Abschreibu­ngsmöglich­keiten sollen den Firmen durch eine kommende Krise helfen. Außerdem könnte die Einkommens­teuer gesenkt werden, das kommt auch einem Großteil der Unternehme­n zugute. Zudem erhöht sie die Kaufkraft bei den Beschäftig­ten, die vom vergangene­n Aufschwung vielfach nicht profitiert haben. Ob das reicht?

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