Schummeln und sparen
Ein Herr Dr. St. ist der neueste mit Titelentzug bestrafte bundesdeutsche Promotionsunfall, Delikt: beim Banknachbarn abgeschrieben. Eigentlich kein Schaden, denn weder sein bemühtes 260-seitiges Konvolut noch der Mann selbst sind wissenschaftlich relevant; er bekommt sein Geld ohnehin als MdB und Politiker. Etwas erschreckend ist hingegen, wie sein »Doktorvater«, ein Prof. Dr. rer. pol., den Adepten verteidigt. Die Zitierweise von Dr. St. sei »im Lehrstuhl und im gesamten Fachbereich üblich gewesen«, zitiert ihn eine Berliner Tageszeitung. So lässt der Zustand der universitären Landschaft insgesamt einiges befürchten. Die ist aktuell immerhin von stolzen 19 559 (!) Studiengängen durchzogen, Tendenz steigend. Für diese sind derzeit 2,86 Millionen Studierende immatrikuliert. Jährlich machen knapp 500 000 ihre Abschlüsse und über 28 500 promovieren. Bei 36 126 Professoren und 11 442 Professorinnen kann da schon mal der eine oder andere Lügenbaron, die eine oder andere Schummeljule durchrutschen.
Doch es gibt Schlimmeres, nämlich dies: Es sind zwar ausreichend Absolventen der Kosmetiktechnologie wie auch bei International Business & Leadership verzeichnet, aber das Land ist unfähig, für seine Hauptstadt einen modernen Flugplatz zu bauen und genügend intakte Schulen mit ausgebildeten Pädagogen vorzuhalten. Immer mehr Magister und Bachelor für Energieeffizientes Gebäudedesign und Immobilienbewertung machen ihre Examen, aber es fehlen hunderttausende Wohnungen sowie Fachkräfte in der Kranken- und Altenpflege. Studiengänge wie Entrepreneurship und Angewandte Freizeitwissenschaft sind gut belegt, aber die Wirtschaft sucht händeringend Facharbeiterinnen und Facharbeiter.
Die Statistik verweist auf eine seit längerem steigende Studienabsolventenquote von derzeit rund 32 Prozent, das heißt fast jede und jeder Dritte eines Geburtsjahrgangs absolviert ein Studium. Darüber, wo und wie die jungen Leute später tatsächlich ihren Lebensunterhalt verdienen, gibt es nur vage Vermutungen. Wenn es mit einer festen Stelle für den Master in Sport Business & Communication Skills nicht klappen sollte, kann man/frau es vielleicht zwischenzeitlich mit dem Volkssport Schnäppchenjagd versuchen – was nicht immer ganz anspruchslos ist:
Vier Fahrradanbieter starten für Vorjahresmodelle mit Preisen über 200 Euro jeweils eine Rabattaktion: Laden A gewährt 30 % Rabatt und anschließend nochmals 20 % Ermäßigung. Laden B wirbt mit 45 % Rabatt. Laden C reduziert den Verkaufspreis vorab um 100 Euro und gibt dann noch 10 % Rabatt auf den reduzierten Preis. Laden D schließlich gewährt zunächst 10 % Rabatt und erlässt anschließend noch 100 Euro vom reduzierten Preis.
Etwas leichter: Was wäre für ein Fahrrad, das einmal 500 Euro kostete, in den einzelnen Läden gemäß dieser Rabattaktion zu zahlen? Etwas schwerer: Bis zu welchen und ab welchen ursprünglichen Preisen ist welcher Laden am günstigsten?
Antworten an spielplatz@nd-online.de oder per Post (Kennwort »Denkspiel«). Einsendeschluss: Mittwoch, 13. Februar. Absender nicht vergessen, denn wir verlosen zwei Buchpreise separat für die richtigen Antworten auf beide Fragen. Auch Einzeleinsendungen sind möglich.