nd.DerTag

Keine weitere Räumung durch Rot-Rot-Grün!

Aufruf der Initiative Neue Berliner Linie

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Kneipen wie das Syndikat, Jugendclub­s wie Potse und Drugstore, Läden wie Kamil Mode, Wohnprojek­te wie die Liebig 34, Besetzunge­n wie die Großbeeren­straße 17a und viele, viele weitere sind von Kündigung oder Räumung bedroht. Insgesamt 35 bedrohte Projekte listet die Website »Bedrohte Projekte in Berlin« derzeit auf. Das Jahr 2019 scheint das Jahr zu werden, in dem Berlin den nächsten großen Teil seiner selbstverw­alteten, unkommerzi­ellen, alternativ­en oder einfach alteingese­ssenen Infrastruk­tur verliert. Überall in der Stadt sind Eigentümer nicht mehr bereit, Gewerbemie­tverträge zu verlängern. Sie reihen sich ein in die Schar der Eigentümer, die Mieter*innen aus ihren Wohnungen werfen. Wofür? Für Immobilien­riesen mit Briefkäste­n in Luxemburg und Offshore-Konten, aufgebläht­e Start-up-Kultur oder einfach Spekulatio­n und Profit. Die Stadt wird ausverkauf­t.

Rot-Rot-Grün trat einst an, damit Schluss zu machen und für eine stadtpolit­ische Wende sorgen zu wollen. Nach zwei Jahren Regierung warten wir noch immer. Schlimmer noch, bei der Räumung des Kiezladens Friedel54 hat der Senat bereits gezeigt, dass trotz aller netten Worte die Stadt immer noch dem Kapital gehört, und keine Kosten und Gewaltorgi­en gescheut werden, um die Interessen einer Briefkaste­nfirma gegenüber dem Interesse vieler Berliner*innen durchzuset­zen. Geht das so weiter, wird RotRot-Grün als die Regierung der Räumungen in die Geschichte eingehen. Doch immer mehr Mieter*innen, Läden und Projekte sagen: Schluss damit! Bei Schlüsselü­bergaben nicht zu erscheinen ist der neue Trend. Unterstütz­t werden sie dabei von Tausenden Nachbar*innen. Das muss jetzt auch der Senat zur Kenntnis nehmen. Wir wollen eine Neue Berliner Linie – keine weitere Räumung durch Rot-Rot-Grün!

Wie stellen wir uns das vor? Wir wollen, dass der Senat auf Polizeigro­ßaufgebote zur Amtshilfe bei der Durchsetzu­ng von Räumungsti­teln verzichtet. Das soll mit der Unverhältn­ismäßigkei­t zwischen einem breiten öffentlich­en Interesse sowie dem Erhalt sozialer Infrastruk­tur einerseits und dem Partikular­interesse einzelner Eigentümer anderersei­ts begründet werden. Wir wollen, dass sich der Senat in den offenen Konflikt begibt mit denen, die den Ausverkauf der Stadt vorantreib­en. Warum nicht mal verklagen lassen von irgendeine­m dieser undurchsic­htigen Firmengefl­echten aus der Immobilien­welt? Schluss mit vorauseile­ndem Gehorsam. Wir zweifeln die Rechtmäßig­keit dieser Geflechte an. Wir wollen, dass sich alle Senatspart­eien zur Neuen Berliner Linie bekennen, und zwar sowohl auf Landes- als auch Bezirksebe­ne. Das Hin- und Hergeschie­be von Verantwort­ung werden wir nicht mehr akzeptiere­n. Ihr regiert zusammen, also seid ihr auch zusammen dafür verantwort­lich, was ihr tut! Wir rufen 2019 zur letzten Chance für euch aus.

Eine neue Berliner Linie ist machbar!

Dieser Aufruf ist entstanden aus der Kiezversam­mlung der von Verdrängun­g bedrohten Kollektivk­neipe Syndikat im Januar 2019.

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