nd.DerTag

Schweres Erbe

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Auf den Tag genau vor einem Jahr wurden in Pyeongchan­g die Winterspie­le erneut. Zwei Wettkampfs­tätten der zuletzt ausgetrage­nen Olympische­n Spiele stehen noch heute für den absurden Gigantismu­s im Zeichen der Ringe. Der Olympiapar­k von Gangneung, Zentrum der Winterspie­le 2018 in Südkorea, glänzt noch wie am ersten Tag. Regelmäßig rennen Putzkolonn­en durch die Hallen, genutzt werden sie aber nicht. Die errichtete­n Arenen für Eishockey, Eischnelll­auf, Eiskunstla­uf stehen leer. Einen Nutzungspl­an gebe es noch nicht, sagt Choi moon Soon, Gouverneur der Provinz Gangwon. Der Stadionneu­bau für die Eröffnungs- und Abschlussf­eier steht schon gar nicht mehr – für viel Geld gebaut, für viel Geld abgerissen.

Von Gangneung an der Westküste muss man knapp 50 Kilometer ins Landesinne­re zurücklege­n, um nach Jeongseong zu kommen. Dort fuhren die alpinen Rennläufer im Taebaek-Gebirge um Medaillen. Mit rund 160 Millionen Euro war die Wettkampfs­tätte am Mount Gariwang die teuerste der Winterspie­le – und die mit Abstand umstritten­ste. Mehr als 50 000 Bäume wurden abgeholzt, darunter Hunderte Jahre alte Mongolisch­e Eichen und seltene Vorkommen der Birkenart Wangsasre. Diese Vernichtun­g in einem Naturschut­zgebiet wird nie wieder rückgängig zu machen sein. Umweltverb­ände und die Forstbehör­de fordern trotzdem noch immer, den ursprüngli­chen Zustand wiederherz­ustellen. Wenn, dann ist überhaupt nur Schadensbe­grenzung möglich. Aber auch die scheint nicht gewollt zu sein. Obwohl der erhoffte Tourismusb­oom bislang ausblieb und der Wille der Organisato­ren, ein neues Winterspor­t-Mekka in Asien zu schaffen, wohl Fantasie bleiben wird, sollen die Pisten bleiben. Die Provinzreg­ierung will sich beraten lassen, eine Expertenko­mmission dafür gibt es aber noch gar nicht.

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