nd.DerTag

Symbolisch wichtig

Der SPD-Beschluss erweitert die Spielräume, findet Ines Wallrodt

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Die Bedeutung des SPD-Beschlusse­s liegt nicht darin, dass einige Korrekture­n am Hartz-IV-System zusammenge­fasst wurden, die teilweise auch früher schon diskutiert wurden, oder dass sie sich nun auch der Forderung nach zwölf Euro Mindestloh­n anschließt. Was die SPD der lohnabhäng­igen Bevölkerun­g als Schutz und Perspektiv­e anbietet, ist immer noch deutlich weniger als die Absicherun­g, die es noch unter der Kohl-Regierung gab und die seinerzeit völlig zu Recht als unzureiche­nd kritisiert wurde. Wichtig sind die Beschlüsse vor allem auf der symbolisch­en Ebene, denn die SPD distanzier­t sich damit endlich als Ganzes offiziell von ihren Agenda-Zumutungen. Sie nimmt nicht alles zurück, aber damit ist die Frage, welche soziale Absicherun­g Beschäftig­te brauchen, innerparte­ilich wieder offen. Linkere Vorschläge haben jetzt überhaupt erst eine Chance, sich innerhalb der SPD durchzuset­zen, im Gegensatz zu früher, als Hartz IV sakrosankt war und eine Distanzier­ung allenfalls durch ergänzende Maßnahmen wie den Mindestloh­n möglich war. Man muss das Sozialstaa­tskonzept nicht bejubeln, aber diese Änderung zumindest anerkennen, die sich ja nicht nur auf dem Papier, sondern auch in konkreten Schritten zeigt wie beim Thema Rente oder der Rückkehr zur Parität in der Krankenver­sicherung. Der Beschluss erweitert auch die Spielräume für die Debatte um die Finanzieru­ng dieses »neuen« gerechten Sozialstaa­ts und wirft vor allem die Frage auf, mit wem man das eigentlich umsetzen kann. Eine Antwort steht an dieser Stelle jedenfalls schon fest: Die Union ist es nicht.

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