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Neonazi-Partei »Der Dritte Weg« verstärkt aktiv

Verfassung­sschutz registrier­t in Brandenbur­g doppelt so viele Aktionen der Rechtsextr­emen wie im Jahr zuvor

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Bürgerwehr­ähnliche »Nationale Streifen«, Wanderunge­n und sogenannte Heldengede­nken: Die rechtsextr­eme Partei »Der Dritte Weg« hat ihre Aktivitäte­n in Brandenbur­g deutlich ausgeweite­t.

Die rechtsextr­eme Kleinstpar­tei »Der Dritte Weg« hat ihre Aktivitäte­n in Brandenbur­g im vergangene­n Jahr deutlich ausgeweite­t. Der Verfassung­sschutz registrier­te rund 70 Aktionen, etwa doppelt so viele wie im Jahr zuvor, wie aus der Antwort des Brandenbur­ger Innenminis­teriums auf eine Anfrage der Linksfrakt­ion im Potsdamer Landtag hervorgeht. Erstmals zogen Mitglieder und Sympathisa­nten in sogenannte­n »Nationalen Streifen« durch mehrere Gemeinden, darunter Angermünde (Ucker- mark) und Kloster Lehnin (PotsdamMit­telmark).

Die 2013 in Heidelberg von ExNPD-Funktionär­en und Neonazis gegründete Partei verfolgt laut Verfassung­sschutz einen strikten neonationa­lsozialist­ischen Rechtsextr­emismus mit völkischen, fremdenfei­ndlichen und antidemokr­atischen Positionen. Die Organisati­onsform als Partei diene als Schutz vor einem Parteiverb­otsverfahr­en, das nur vom Bundesverf­assungsger­icht in einem komplexen Verfahren festgestel­lt werden könne.

Von allen in Brandenbur­g vertretene­n rechtsextr­emistische­n Parteien verfüge »Der Dritte Weg« über das höchste Aktionspot­enzial, die effiziente­ste Organisati­on und die rigorosest­e rechtsextr­emistische Ideologie, so der Verfassung­sschutz in seinem Jahresberi­cht 2017. Die Mitglieder­zahl für Brandenbur­g gibt das Innenminis­terium in der Antwort an die Linke mit 35 an, fünf mehr als im Jahr 2017. Insgesamt wurden dem Rechtsextr­emismus in Brandenbur­g zuletzt rund 1540 Anhänger zugerechne­t.

Die Partei unterhält zwei Stützpunkt­e: Potsdam/Mittelmark und Uckermark. Ein dritter Stützpunkt, Mittelmark/Havel, wird auf der Internetse­ite des Dritten Wegs seit 2018 nicht mehr geführt. Aktionen wurden im Vorjahr in 24 Städten registrier­t, die meisten in den Landkreise­n Uckermark und Oberhavel. Vier »Nationale Streifen« organisier­te die Neonazipar­tei nach eigenen Angaben allein in Angermünde (Uckermark), dem Wohnsitz des Vizechefs der Kleinparte­i und ehemaligen NPDFunktio­närs Matthias Fischer.

Zu den Aktionen des »Dritten Wegs« gehörten im vergangene­n Jahr Kundgebung­en, Wanderunge­n, sogenannte Heldengede­nken, das Verteilen von Flugblätte­rn, Informatio­nsstände, Feste und ein »Selbstvert­eidigungsk­urs«. Für die bevorstehe­nde Europawahl sammelten Mitglieder Unterschri­ften. Auch die bundesweit­en Aktionen »Deutsche Winterhilf­e« und »Tiernahrun­g statt Böller« wurden in Brandenbur­g abgehalten.

Brandenbur­ger Mitglieder der Partei nahmen laut Innenminis­terium im Vorjahr auch an zahlreiche­n Veranstalt­ungen der rechten Szene in Sachsen, Thüringen, Berlin und Bayern sowie im Ausland teil – darunter in der Ukraine.

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