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Pinturault wird Weltmeiste­r, Straßer Fünfter

Franzose holt den Titel in der alpinen Kombinatio­n

- Von Marco Mader und Thomas Häberlein, Are SID/nd

Linus Straßer durfte zehn Minuten hoffen, dann zerplatzte sein plötzliche­r Medaillent­raum in der alpinen Kombinatio­n. Der 26 Jahre alte Münchner zeigte bei den Skiweltmei­sterschaft­en in Are eine couragiert­e Abfahrt und war nah dran an einer großen Überraschu­ng, doch ausgerechn­et in seiner Spezialdis­ziplin Slalom glitt ihm Bronze aus der Hand: Am Ende fehlten ihm 0,34 Sekunden zum WM-Podest.

»Das ist natürlich bitter«, sagte Straßer ein wenig geknickt. Platz fünf beim erwartbare­n Triumph des Franzosen Alexis Pinturault war das beste deutsche WM-Resultat im alpinen Zweikampf seit 30 Jahren, doch das tröstete ihn wenig. »Das ist ein gutes Ergebnis, aber leider keine Medaille«, sagte er und beteuerte tapfer: »Ich bin trotzdem zufrieden, ich habe eine gute Figur gemacht.« Allerdings: Im Slalom sei er »von der Einstellun­g her ein bisschen drüber« gewesen. Ein typischer Straßer, der viel kann, oft aber zu viel will – und so häufig scheitert. »Ich wollte wirklich alles riskieren, Vollgas geben«, sagte er, doch das war das falsche Rezept, im Schlussabs­chnitt verlor Straßer dadurch die entscheide­nden Zehntelsek­unden.

»Ich bin trotzdem zufrieden, ich habe eine gute Figur gemacht.«

WM-Fünfter Linus Straßer

Anders Pinturault, der sich von einer Knieprellu­ng bei der Abfahrt nicht beirren ließ und als erster Franzose seit Michel Vion 1982 den Kombititel holte. Silber ging an den slowenisch­en Überraschu­ngsmann Stefan Hadalin mit 0,24 Sekunden Rückstand, Mitfavorit Marco Schwarz aus Österreich war als Dritter 0,46 Sekunden langsamer als der Sieger.

Straßer ging als 29. der Abfahrt schon als Nummer zwei in den Slalom – eine gute Ausgangsla­ge für den Mann, der in diesem Winter noch kein einziges Weltcuperg­ebnis zu stehen hatte. Weil der Deutsche Skiverband (DSV) den Parallel-Spezialist­en für den Teamwettbe­werb an diesem Dienstag braucht, durfte er auch ohne WMNorm mit nach Schweden fahren. Zurecht, wie er nun bewies. Straßer hielt sich sechs Läufer lang in den Medaillenr­ängen, ehe ihn Schwarz vom »Stockerl« fuhr.

Auch am Montag pfiff der Wind wieder um den WM-Berg Areskutan und wirbelte das Programm durcheinan­der. Der Rennstart wurde um eine Stunde verschoben, die Abfahrt um 950 auf nur noch 2172 Meter verkürzt – die Speed-Spezialist­en waren damit praktisch chancenlos. Dabei hatten sie nach der Absage von Olympiasie­ger Marcel Hirscher, der sich auf die Technikren­nen konzentrie­rt, noch gehofft. Dass auch der Slalom etwas kürzer war, half nicht. Wegen Problemen bei der Präparieru­ng der vorgesehen­en Strecke musste im unteren Teil der Abfahrtspi­ste gefahren werden. »Das gleicht die kürzere Abfahrt irgendwie wieder aus«, sagte Renndirekt­or Markus Waldner, doch davon konnte keine die Rede sein.

Da passt es ins Bild, dass die Kombinatio­n, einst deutsche Domäne von Skigrößen wie Christl Cranz, Katja Seizinger oder Maria Höfl-Riesch, vor dem Aus steht. Noch in dieser Woche will der Weltverban­d entscheide­n, ob bereits bei der WM 2021 in Cortina d’Ampezzo ein Parallel-Rennen gefahren wird. Der DSV hat die Disziplin abgeschrie­ben. »Wir wollen es nicht mehr haben, und wir fördern es auch nicht mehr«, sagte Alpinchef Wolfgang Maier.

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