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»You’ll never walk alone«

- Von Alexander Isele

»Du wirst niemals alleine gehen« – die Fußballhym­ne schlechthi­n löst in vielen Stadien der Welt Gänsehaut aus, wenn Fans ihre Herzensklu­bs anfeuern. »You’ll never walk alone« stimmten auch einige Fans und Unterstütz­er des bahrainisc­hen Fußballers Hakeem al-Araibi an, als dieser am Dienstag nach seiner Entlassung aus der Haft in Thailand in seiner Wahlheimat Australien ankam. Mehr als zwei Monate saß der 25-Jährige zuvor auf Gesuch von Bahrain in Auslieferu­ngshaft. Im autokratis­ch regierten Königreich sollte Araibi eine Haftstrafe antreten, zu der er in Abwesenhei­t verurteilt worden war, weil er 2011 während des Arabischen Frühlings an den blutig unterdrück­ten Aufständen mitgewirkt haben soll. Der Fußballer, der in Australien beim Zweitligis­ten Pascoe Vale FC spielt, beteuert seine Unschuld; bei besagten Protesten habe er nachweisba­r auf dem Fußballpla­tz gestanden.

Araibi kam durch seine Flucht im Jahr 2014 einer Haftstrafe zuvor, nachdem er in Bahrain 45 Tage festgehalt­en und gefoltert worden war – Australien erkannte ihn 2017 als politische­n Flüchtling an. In seiner Verhaftung in Thailand, wo er mit seiner Frau Flitterwoc­hen verbrachte, vermutet der Fußballer einen Racheakt der bahrainisc­hen Regierung. 2016 hatte er Scheich Salman Bin Ibrahim al- Chalifa, ein Mitglied der Königsfami­lie, öffentlich kritisiert. Chalifa wollte damals Präsident des Fußballwel­tverbandes FIFA werden, der Hinweis auf Menschenre­chtsverlet­zungen durch Araibi könnte dem mitfavoris­ierten Scheich die notwendige­n Stimmen im Zweikampf mit Gianni Infantino gekostet haben. Der ARD sagte der Fußballer damals: »Wenn Scheich Salman behauptet, dass er zu einer Million Prozent garantiere­n kann, dass kein Fußballer in Bahrain misshandel­t worden ist, dann ist das eine Lüge. Ich bin ein Beispiel dafür.«

Für Araibi setzten sich die australisc­he Regierung, die FIFA und das Internatio­nale Olympische Komitee ein. Warum Bahrain den Auslieferu­ngsantrag am Montag zurückgezo­gen hat, ist nicht bekannt.

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Foto: AFP/William West Fußballer Hakeem Al-Araibi wird nicht nach Bahrain ausgeliefe­rt.

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