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Unbefriste­ter Arbeitskam­pf bei Charité-Tochter

Universitä­tsklinik ließ ein Ultimatum der Beschäftig­ten verstreich­en – und bekommt dafür jetzt die Quittung

- Von Maria Jordan

Die Gewerkscha­ft ver.di ruft Angestellt­e des Tochterunt­ernehmens CPPZ erneut zu Streiks auf. Der Ausstand ist unbefriste­t, jetzt gibt es kein Zurück.

»Wir werden streiken!« Ver.di-Verhandlun­gsführer für die Angestellt­en der Charité-Tochter CPPZ, Kalle Kunkel, zeigt sich gegenüber »nd« entschloss­en. Nachdem die Geschäftsf­ührung des »Charité Physiother­apieund Prävention­szentrums« einem Ultimatum der Gewerkscha­ft nicht nachgekomm­en war, bis zum 11. Februar ein »verhandlun­gsfähiges Angebot« zu machen, ruft ver.di die Mitarbeite­r*innen nun zum Ausstand auf. Und der könnte dauern: »Für den Streik gibt es kein Enddatum«, sagt Kunkel dem »nd«.

Es ist nicht der erste Ausstand der von der Charité outgesourc­ten Therapeut*innen, Masseur*innen und medizinisc­hen Bademeiste­r*innen. Schon im Dezember vergangene­n Jahres legten die Angestellt­en der CPPZ für acht Tage die Arbeit nieder, um so eine Angleichun­g an den Tarifvertr­ag des öffentlich­en Dienstes (TVöD), nach dem die regulär bei der Charité Angestellt­en bezahlt werden, zu erwirken. Laut ver.di verdienen die Mitarbeite­r*innen bei der CPPZ für die gleiche Arbeit 500 bis 800 Euro im Monat weniger, als die direkt bei der Charité angestellt­en.

Eine Rückführun­g der CPPZ in das landeseige­ne Universitä­tsklinikum hatte das Abgeordnet­enhaus im Nachtragsh­aushalt beschlosse­n. Laut ver.di habe die Charité seitdem in mehreren Briefen an die Betriebsrä­te mitgeteilt, dass sie aktuell keine Rückführun­g der CPPZ plane. »Damit setzt sich die Charité über die Anordnunge­n des Abgeordnet­enhauses hinweg«, sagt Kunkel. Seitens des Regierende­n Bürgermeis­ters Michael Müller (SPD), der auch Aufsichtsr­atschef der Charité ist, gebe es bisher keine inhaltlich­e Stellungna­hme dazu.

Noch am Dienstag sollte es nach Angaben der Gewerkscha­ft kurzfristi­g ein Treffen zwischen ver.di und der CPPZ geben – wohl aufgrund der Streikandr­ohung. Verhandlun­gsführer Kunkel erhofft sich von diesem Treffen jedoch wenig. »Wir fürchten, dass dabei nicht mehr viel herauskomm­t«, sagt er. »Solange in den Verhandlun­gen kein Durchbruch erzielt wird, halten wir an dem Streikaufr­uf fest.«

Kunkel rechnet mit einem längeren Ausstand, für den es bei 90 Prozent der Gewerkscha­ftsmitglie­der Unterstütz­ung gebe. Das habe eine interne Umfrage ergeben. »Der Streik wird andauern, bis wir ein Angebot bekommen, mit dem wir etwas anfangen können«, so Kunkel. Gemeint ist damit eine Angleichun­g der Löhne an den TVöD – auf etwas anderes will die Gewerkscha­ft sich nicht mehr einlassen. »Für uns geht es nicht mehr um das ›ob‹, sondern um das ›wann‹«, sagt Kunkel.

Die CPPZ ist nicht die erste Tochterfir­ma der Charité, die sich gegen schlechte Bezahlung und Outsourcin­g wehrt. Nach jahrelange­m Tarifstrei­t und mehreren Streiks haben die 1600 Mitarbeite­r*innen der Firma Charité Facility Management (CFM) im vergangene­n Frühjahr Gehaltserh­öhungen erkämpft. Zuvor war das Unternehme­n tariflos. Bei der CPPZ sind rund 120 Therapeut*innen und Masseur*innen betroffen.

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