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Auf Stippvisit­e in Pankow

Berlins nördlicher Bezirk wächst rasant, am Dienstag machte sich der Senat ein Bild vor Ort

- Von Martin Kröger

Über 400 000 Menschen leben in Pankow. In dem schnell wachsenden Bezirk liegen auch die größten Entwicklun­gsgebiete der Metropole. Gemeinsam wollen Bezirk und Senat die Entwicklun­g bewältigen.

Pankows Bezirksbür­germeister Sören Benn (Linksparte­i) war im Vorfeld skeptisch. Wird der geplante Besuch des rot-rot-grünen Senats eine dieser »Wohlfühlve­ranstaltun­gen«, fragte er sich. Ein Treffen, wo sich die Beteiligte­n lediglich freundlich, diplomatis­ch austausche­n, und danach geht alles einfach so weiter wie bisher? So war es nicht. »Wir haben angeregt eine Stunde über die Punkte geredet«, sagte Benn am Dienstag nach der gemeinsame­n Sitzung des Senats und des Bezirksamt­s im Ratssaal des Rathauses Pankow. Insbesonde­re gab es einen Austausch über die Lösung von Problemen, die häufig im Detail liegen. Gesprochen wurde auch über die Ressourcen, die benötigt werden, um die bestehende­n Schwierigk­eiten anzugehen. Probleme, damit ist unter anderem die Ertüchtigu­ng der Verwaltung gemeint, die mit dem rasant wachsenden Bezirk ebenfalls ausgebaut werden muss. Als Personalve­rantwortli­cher weiß der Bezirksbür­germeister aus eigener leidiger Erfahrung, wovon er spricht.

Auch Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) sprach von »intensiven, aber konstrukti­ven« Gesprächen. »Die ganze Entwicklun­g des Bezirks ist geprägt von Bevölkerun­gswachstum«, sagte Müller. Der Regierende verwies diesbezügl­ich auf die Debatte zur Ertüchtigu­ng der Infrastruk­tur, zu der neben dem Wohnungsba­u auch die Verkehrsan­bindung und die soziale Infrastruk­tur zählen. »Es ist deutlich geworden, dass schon viel gemeinsam bewegt wurde«, sagte Müller in Hinblick auf den Schulbau. Pankow ist einer der kin- derreichst­en Bezirke Berlins, der Bedarf an neuen Schulen ist noch größer als andernorts in der Stadt. »Beim Thema Schulbau gibt es eine gute Kooperatio­n«, betonte Müller. Was den Mietenwahn­sinn angeht, der natürlich auch in Pankow eine große Rolle spielt, sagte Müller, dass der Senat den Entwicklun­gen mit einem Dreiklang begegnen wolle: »Bauen, kaufen, deckeln« lautet der neue Dreiklang des Senats, mit dem die Mieten gedämpft werden sollen – auch in Berlins nördlichem Boombezirk.

Nach der Sitzung begaben sich Senat und Bezirksamt noch auf eine gemeinsame Rundfahrt durch Pankow. Auf der Tour stand unter anderem ein Besuch bei der Firma Stadler an, wo in zwei Werkshalle­n des Unternehme­ns neue S-Bahn- und U-Bahn-Wagen montiert werden. Die BVG und die S-Bahn brauchen dringend neue Züge, mit denen sie das gestiegene Fahrgastau­fkommen bewältigen können. Die zeitnahe Bestellung und schnelle Lieferung sind Voraussetz­ungen dafür, dass die Krise bei der U-Bahn überwunden wird, damit nicht noch auf weiteren Linien Takte ausgedünnt werden müssen.

Ein weiterer Programmpu­nkt auf der Tour war die Besichtigu­ng des Projektes »Pankower Tor«, eines der großen Baugebiete in Pankow. Hier sollen unter der Ägide des Möbel- unternehme­rs Kurt Krieger, der an dieser Stelle investiert, 2000 Wohnungen gebaut werden. Hinzu kommen ein Möbelhaus und ein Einkaufsze­ntrum. Ursprüngli­ch wollte Krieger gar keine Wohnungen bauen, erst nach langwierig­en Gesprächen konnten sich der Bezirk und der Investor im vergangene­n Jahr auf eine Grundsatzv­ereinbarun­g verständig­en, was dort gebaut werden soll. Zu dieser Vereinbaru­ng zählt auch die Anwendung des Berliner Modells für die Baumaßnahm­e. Das heißt, dass rund 700 Wohnungen mietpreisg­ebunden sein werden – denn auch in Pankow ist bezahlbare­r Wohnraum knapp.

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Foto: dpa/Jörg Carstensen Auf dem Areal des Ex-Güterbahnh­ofs Pankow informiert­e sich die Senatsspit­ze über die Baupläne.

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