Auf Stippvisite in Pankow
Berlins nördlicher Bezirk wächst rasant, am Dienstag machte sich der Senat ein Bild vor Ort
Über 400 000 Menschen leben in Pankow. In dem schnell wachsenden Bezirk liegen auch die größten Entwicklungsgebiete der Metropole. Gemeinsam wollen Bezirk und Senat die Entwicklung bewältigen.
Pankows Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linkspartei) war im Vorfeld skeptisch. Wird der geplante Besuch des rot-rot-grünen Senats eine dieser »Wohlfühlveranstaltungen«, fragte er sich. Ein Treffen, wo sich die Beteiligten lediglich freundlich, diplomatisch austauschen, und danach geht alles einfach so weiter wie bisher? So war es nicht. »Wir haben angeregt eine Stunde über die Punkte geredet«, sagte Benn am Dienstag nach der gemeinsamen Sitzung des Senats und des Bezirksamts im Ratssaal des Rathauses Pankow. Insbesondere gab es einen Austausch über die Lösung von Problemen, die häufig im Detail liegen. Gesprochen wurde auch über die Ressourcen, die benötigt werden, um die bestehenden Schwierigkeiten anzugehen. Probleme, damit ist unter anderem die Ertüchtigung der Verwaltung gemeint, die mit dem rasant wachsenden Bezirk ebenfalls ausgebaut werden muss. Als Personalverantwortlicher weiß der Bezirksbürgermeister aus eigener leidiger Erfahrung, wovon er spricht.
Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sprach von »intensiven, aber konstruktiven« Gesprächen. »Die ganze Entwicklung des Bezirks ist geprägt von Bevölkerungswachstum«, sagte Müller. Der Regierende verwies diesbezüglich auf die Debatte zur Ertüchtigung der Infrastruktur, zu der neben dem Wohnungsbau auch die Verkehrsanbindung und die soziale Infrastruktur zählen. »Es ist deutlich geworden, dass schon viel gemeinsam bewegt wurde«, sagte Müller in Hinblick auf den Schulbau. Pankow ist einer der kin- derreichsten Bezirke Berlins, der Bedarf an neuen Schulen ist noch größer als andernorts in der Stadt. »Beim Thema Schulbau gibt es eine gute Kooperation«, betonte Müller. Was den Mietenwahnsinn angeht, der natürlich auch in Pankow eine große Rolle spielt, sagte Müller, dass der Senat den Entwicklungen mit einem Dreiklang begegnen wolle: »Bauen, kaufen, deckeln« lautet der neue Dreiklang des Senats, mit dem die Mieten gedämpft werden sollen – auch in Berlins nördlichem Boombezirk.
Nach der Sitzung begaben sich Senat und Bezirksamt noch auf eine gemeinsame Rundfahrt durch Pankow. Auf der Tour stand unter anderem ein Besuch bei der Firma Stadler an, wo in zwei Werkshallen des Unternehmens neue S-Bahn- und U-Bahn-Wagen montiert werden. Die BVG und die S-Bahn brauchen dringend neue Züge, mit denen sie das gestiegene Fahrgastaufkommen bewältigen können. Die zeitnahe Bestellung und schnelle Lieferung sind Voraussetzungen dafür, dass die Krise bei der U-Bahn überwunden wird, damit nicht noch auf weiteren Linien Takte ausgedünnt werden müssen.
Ein weiterer Programmpunkt auf der Tour war die Besichtigung des Projektes »Pankower Tor«, eines der großen Baugebiete in Pankow. Hier sollen unter der Ägide des Möbel- unternehmers Kurt Krieger, der an dieser Stelle investiert, 2000 Wohnungen gebaut werden. Hinzu kommen ein Möbelhaus und ein Einkaufszentrum. Ursprünglich wollte Krieger gar keine Wohnungen bauen, erst nach langwierigen Gesprächen konnten sich der Bezirk und der Investor im vergangenen Jahr auf eine Grundsatzvereinbarung verständigen, was dort gebaut werden soll. Zu dieser Vereinbarung zählt auch die Anwendung des Berliner Modells für die Baumaßnahme. Das heißt, dass rund 700 Wohnungen mietpreisgebunden sein werden – denn auch in Pankow ist bezahlbarer Wohnraum knapp.