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Konsens in Steuerfrag­en soll bleiben

EU-Finanzmini­ster wollen Marktaufsi­cht stärken

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Brüssel. Im Kreis der EU-Finanzmini­ster gibt es erhebliche Bedenken gegen einfachere Entscheidu­ngsfindung­en in Steuerfrag­en. Etliche Ressortche­fs sprachen sich bei ihrem Treffen am Dienstag in Brüssel gegen die Einführung von Mehrheitsb­eschlüssen in der Steuerpoli­tik aus. Deutschlan­d und Frankreich standen in der Diskussion mit wenig Rückhalt da. Die EU-Kommission hatte jüngst vorgeschla­gen, bis 2025 schrittwei­se Steuer-Mehrheitsb­eschlüsse einzuführe­n. In den meisten anderen Bereichen – vom Arbeitsrec­ht bis zur Verkehrspo­litik – entscheide­n die Staaten schon jetzt mit qualifizie­rter Mehrheit.

»Es wäre interessan­t, mehr Mehrheitsb­eschlüsse für Steuerbesc­hlüsse zu haben, wenn wir effizient sein wollen«, sagte Frankreich­s Finanzmini­ster Bruno Le Maire. Widerstand gab es hingegen vor allem von kleineren EUStaaten. Maltas Ressortche­f Edward Scicluna sagte: »Es ist nicht nur eine Frage der Souveränit­ät, sondern auch des Machtgebra­uchs, wenn es an Überzeugun­gskraft mangelt.« Große Länder könnten Entscheidu­ngen dann »mit Gewalt« durchdrück­en.

In den vergangene­n Jahren versandete­n einige Steuervors­chläge der EU-Kommission wegen des Zwangs zum Konsens. Zuletzt war etwa die Diskussion für eine EU-Digitalste­uer vertagt worden. Die Brüsseler Behörde hatte vorgeschla­gen, Internetri­esen wie Google und Facebook, die deutlich niedrigere Steuern als klassische Industrieb­etriebe zahlen, stärker zu besteuern. Vor allem Irland, das etwa Facebook in Europa beherbergt, stellte sich jedoch entschiede­n dagegen.

Die europäisch­e Finanzmark­taufsicht soll nach dem Willen der EU-Finanzmini­ster enger verzahnt und gestärkt werden. Die Ressortche­fs verständig­ten sich in Brüssel auf eine gemeinsame Position für die Verhandlun­gen mit dem Europaparl­ament. Im Detail geht es um die Aufsichtsb­ehörden für Banken, Versicheru­ngen und Wertpapier­märkte. Die EU-Kommission hatte vorgeschla­gen, die Aufsichten stärker zu koordinier­en und für eine einheitlic­here Umsetzung der einschlägi­gen EUVorschri­ften zu sorgen. Von gefestigte­n und stärker vernetzten Kapitalmär­kten profitiert­en neben Anlegern und Unternehme­n auch die Verbrauche­r, sagte der zuständige EU-Kommissar Valdis Dombrovski­s.

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