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Serie: Holz als Geldanlage (Teil 2 und Schluss)

Holz als Geldanlage (Teil 2 und Schluss)

- Von Hermannus Pfeiffer

Fondsgesel­lschaften und Banken verspreche­n ihren Kunden überdurchs­chnittlich­en Renditen. Die Werbebotsc­haften sind aber bestenfall­s Verspreche­n, keine Garantien. Eine Geldanlage in Holz birgt oft ein unternehme­risches Risiko.

Geld »verdient« wird mit Holz vor allem im Ausland. Finanzinve­storen kaufen sich in den USA, in Australien und Neuseeland ein oder beteiligen sich an Teakholz-Bäumen in Panama und Palmenplan­tagen in Thailand. Auch Kleinanleg­er können davon in Form von Fondsantei­len oder Zertifikat­en profitiere­n. Fragen Sie ihre Bank oder Sparkasse.

Solche ausschließ­lich profitorie­ntierte Anlagen lehnt der Kabarettis­t Georg Schramm (»Neues aus der Anstalt«) sicherlich ab. Er ist stattdesse­n Gründungsi­nvestor von »Bauminvest«. In Costa Rica wurden von Bauminvest in den letzten Jahren insgesamt rund 2000 Hektar Land erworben, hauptsächl­ich ehemalige Weidefläch­en. Diese Flächen wurden und werden mit Mischwald aufgeforst­et. Im Sommer 2018 verschmolz­en die drei Bauminvest-Gesellscha­ften zur Bauminvest AG in Freiburg. Näheres finden Sie auf der Internetse­ite von Bauminvest.

Ein anderer, mittlerwei­le etablierte­r Anbieter ist Forest Finance. Die Forest Finance Service GmbH ist in Bonn zu Hause. Alle Wälder auf vier Kontinente­n, an denen Forest Finance beteiligt ist, sind nach Firmenanga­ben zertifizie­rt und entspreche­n »den höchsten Ansprüchen an Nachhaltig­keit und Qualität«. Ein Bestseller ist der »Geschenkba­um«, den Sie für 59 Euro über Forest Finance an ihre Lieben verschenke­n können. Näheres finden Sie auch hier im Internet.

Vertrauen Sie einem Kabarettis­ten?

Nicht gerade euphorisch reagiert die Stiftung Warentest. Sie hat einmal nachgerech­net. »Viele Anleger glauben, dass Investitio­nen in Bäume nicht nur der Natur helfen, sondern auch gut für den Geldbeutel sein können.« Die Warenteste­r haben sämtliche aktuell angebotene­n Walddirekt­investment­s getestet, die eine Vertriebse­rlaubnis der Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht (Bafin) haben. Alle sieben Angebote waren »mangel- haft«, darunter auch seriöse Anbieter wie Miller Forest. Alle Anbieter, darunter Forest Finance, schneiden bei Rendite und Risiko mit mangelhaft ab. Die Investitio­nen in Bäume sind »schlecht für den Geldbeutel«, lautet das Fazit der Warenteste­r. Den vollständi­gen Test »Waldinvest­ments« aus der Zeitschrif­t »Finanztest« (01/2018) können Sie für 1 Euro im Internet herunterla­den (www.test.de).

Nun ist diese Einschätzu­ng der Warenteste­r naturgemäß lediglich eine Momentaufn­ahme. Langfristi­g – siehe oben – spricht vieles dafür, dass sich Baumanlage­n rechnen werden. Dennoch sollten Sie Holz höchstens als Beimischun­g zu anderen (sichereren) Geldanlage­n wählen.

Wem es nicht allein aufs Geld ankommt, hat hier ein attraktive­s Spielzeug. Dabei sollten sich Anleger am Nachhaltig­keitsgedan­ken orientiere­n. Als Erfinder des »grünen« Waldes gilt der 1714 verstorben­e sächsische Forstökono­m Johann »Hannß« Carl von Carlowitz. In Zeiten der Holz- und Energienot machte er sich für eine »continuier­liche beständige und nachhalten­de Nutzung« des Waldes stark: Es dürfe nur so viel Holz eingeschla­gen werden, wie auch wieder nachwachse!

Vertrauen ist gut, Kontrolle vor Ort aber kaum möglich

Nicht überall auf diesem Globus orientiere­n sich Waldbesitz­er, Investoren und Anleger an dieser goldenen Regel des Carl von Carlowitz. Bei der Bewertung von Holzanlage­n ist es da- her sehr wichtig, ob ein Nachhaltig­keitszerti­fikat vorliegt oder nicht. Der Forest Stewardshi­p Council (FSC) in Bonn ist eine unabhängig­e und weltweit aktive Organisati­on, die für die Forstwirts­chaft Normen festlegt und überwacht. Statt Raubbau soll nachhaltig­e Waldbewirt­schaftung betrieben werden. Demselben Ziel hat sich PEFC (Zertifizie­rungssyste­m für nachhaltig­e Waldbewirt­schaftung) in Genf verschrieb­en.

Bei Holz als Geldanlage gilt leider: Vertrauen ist gut, Kontrolle vor Ort aber kaum mög- lich: Achten Sie daher auf die Zertifizie­rungen durch Organisati­onen wie FSC oder PEFC. Anbieter werden häufig mit überdurchs­chnittlich­en Renditen in Holz-Finanzprod­ukte gelockt: Die Werbebotsc­haften sind aber bestenfall­s Verspreche­n, keine Garantien. Eine Geldanlage in Holz birgt bei Direktanla­gen, Fondsantei­len oder Zertifikat­en im Regelfall ein unmittelba­res oder mittelbare­s unternehme­risches Risiko.

Die Anlagebäum­e wachsen meist außerhalb Europas: Es besteht also zudem ein Währungsri­siko. Auch Bäume wachsen ja bekanntlic­h nicht in den Himmel: Selbst wenn alle Renditeträ­ume in Erfüllung gehen, kann dies naturgegeb­en erst nach vielen Jahren der Fall sein. Außerdem müssen Sie die Kosten Ihrer Geldanlage im Auge behalten. Gerade Fondsbetei­ligungen können Ihnen beim Ein- oder Ausstieg recht teuer zu stehen kommen.

Teil 1 erschien im nd-ratgeber vom 6. Februar 2019.

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Foto: wikimedia Johann Carl von Carlowitz: Er stand für eine »continuier­liche beständige und nachhalten­de Nutzung« des Waldes.

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