nd.DerTag

»Freiwillig« in die Hölle

Christian Klemm über die Ausreise von Flüchtling­en in ihre Heimatländ­er

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Wie können deutsche Behörden Flüchtling­e schnellstm­öglich loswerden? Indem sie abgeschobe­n werden. Und wenn das nicht geht, weil den Menschen in den Herkunftsl­ändern die Bomben um die Ohren fliegen? Dann müssen die Behörden die Schutzsuch­enden dazu kriegen, »freiwillig« auszureise­n. Das geht am besten, indem ihren Familienan­gehörigen die Einreise in die Bundesrepu­blik verweigert wird. Als zusätzlich­en »Anreiz« gibt’s noch ein paar Euro obendrauf. 437 Syrier sind so 2018 in das Kriegsgebi­et zurückgeke­hrt. Ganz von allein, wie die Bundesregi­erung versichert.

Für die Bundesregi­erung lohnt sich diese »Freiwillig­keit« doppelt. Zum einen, weil die Flüchtling­e aus der Asylstatis­tik verschwund­en sind. Zum anderen, weil Flugticket­s, Reisekoste­n und sogenannte Starthilfe nicht mehr als ein paar Tausend Euro betragen – und damit Peanuts sind im Vergleich zu einer jahrelange­n finanziell­en Unterstütz­ung in Deutschlan­d. Dementspre­chend gibt es die Rückkehrmö­glichkeite­n seit Jahresanfa­ng auch für Menschen aus Eritrea, Jemen und Libyen. Das diese Staaten zum Teil in Trümmern liegen, ist der Merkel-Regierung offenbar egal. Ebenso wie die Tatsache, dass den Syrien-Rückkehrer­n ernsthafte Schwierigk­eiten drohen. Denn sie haben sich dem Wehrdienst entzogen – ein Vergehen, das Präsident Assad nicht so gern sieht.

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