Durch Meditation zur »menschlichen Welt«
Kandidaten für die Bremen-Wahl am 26. Mai vorgestellt
Am 26. Mai, dem Tag der Europawahl, müssen die Bremer an zwei Wahlurnen. Auch über die Machtverhältnisse in der Bürgerschaft wird abgestimmt. Unter den Kandidaten finden sich seltsame Namen.
Die vom Bremer Landeswahlleiter Dr. Andreas Cors herausgegebene Liste der Gruppierungen und Parteien, die zur Landtagswahl am 26. Mai antreten wollen, enthält sieben »Etablierte«, das heißt Parteien und Vereinigungen, die bereits jetzt in der Bürgerschaft sitzen. Zusätzlich wurden noch elf weitere Parteien und Gruppen, also »Neulinge« zugelassen.
Unter letzteren finden sich illustre Namen wie »Menschliche Welt für das Wohl und Glücklichsein aller«, kurz »Menschliche Welt« oder auch »Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative«, kurz »Die Partei«. Auch ein »Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit« ist dabei.
Die »Menschliche Welt« hat laut Eigenauskunft über 600 Mitglieder in Europa und Deutschland mit Landesverbänden in Bremen und sechs weiteren Bundesländern. Als Ziel nennt die Gruppierung die Abschaffung des allgemeinen Profit- und Ausbeutungsdenkens gegenüber der Natur und den Menschen. Erreicht werden soll dies durch Meditation oder Yoga.
Wird auf diese »Neulinge« mitunter mit einem Schmunzeln reagiert, so sind zwei Personalien zu finden, die für einiges Aufsehen sorgten. Da ist zum einen Herbert Winter, der bis vor Kurzem noch Bremerhavener Stadtverordneter und Parteimitglied der LINKEN war. Dort ist er ausgetreten, um zu neuen Ufern aufzubrechen, die für ihn im erst kürzlich gegründeten Wählerbündnis »WIR – Willkommen in der Realität« zu finden sind. Wobei Winter seine Partei zwar verlassen hat, laut Günter Matthiessen von den Bremerhavener LINKEN aber »weiterhin parteiloses Mitglied der Gruppe DIE LINKE in der Stadtverordnetenversammlung Bremerhaven« bleibt. Angestrebtes politisches Ziel von »WIR« ist es, für mehr demokratische Prozesse zu sorgen.
Auf der anderen Seite sorgt der ehemalige Radio-Bremen-Journalist Hinrich Lührssen für Gesprächsstoff. Er hatte sich zunächst der AfD zugewandt, weil er angeblich von deren Landeschef, dem Bundestagsabgeordneten Frank Magnitz, angeworben wurde. Laut Lührssen wurde ihm versprochen, Bremer Landesvorsitzender der AfD zu werden und bei der Landtagswahl ein Mandat als Bürgerschaftsabgeordneter zu gewinnen.
Als Magnitz eine Rolle rückwärts machte und sich selbst zum Bremer AfD-Vorsitzenden küren ließ, kehrte Lührssen der AfD den Rücken und versuchte großen Medienwirbel zu verursachen. Er erklärte, wie schändlich er behandelt wurde und wie schrecklich der innerparteiliche Umgang in der AfD sei. Gleichwohl betonte Lührssen, die politische Richtung der AfD stimme.
Die Wählervereinigung »Bürger in Wut« (BIW), die sich selbst als konservativ empfindet, von außen betrachtet aber als rechtspopulistische Wählervereinigung eingestuft wird, hat seit zwölf Jahren ein Mandat im Bremer Landtag, weil ihr Bremerhavener Teil in der Seestadt in den zurückliegenden drei Wahlen jeweils die Fünf-Prozent-Hürde knapp übersprang. BIW-Vorsitzender Jan Timke präsentierte nun Hinrich Lührssen als seinen Wunschkandidaten für die Landtagswahl.