nd.DerTag

Kaschmirs Krieg – kalt und heiß

Alexander Isele über den Bedarf eines globalen INF-Vertrages

-

»Der gefährlich­ste Ort der Welt«, so nannte der ehemalige US-Präsident Bill Clinton einst Kaschmir, und dass dieser Ruf berechtigt ist, dringt dieser Tage wieder einmal ins Bewusstsei­n der Weltöffent­lichkeit. Dabei gibt es an der hochmilita­risierten Kontrollli­nie, die den indischen vom pakistanis­chen Teil Kaschmirs abgrenzt, fast täglich Tote – seit Jahrzehnte­n. Da beide Seiten keine Lösung für den seit der Teilung schwelende­n Konflikt finden, haben sie sich ganz gut eingericht­et im Status quo.

Und auch bei der neuesten Eskalation sind die Politiker und Militärs in Indien und Pakistan sehr darauf bedacht, mit symbolisch­er Machtdemon­stration Eindruck zu schinden. Das Problem dabei ist, dass dies zu einer Fehleinsch­ätzung führen könnte und die Spirale Angriff–Vergeltung nicht abbricht, sondern in einen offenen Krieg führt. Zwar rufen die Partner USA und China zur Zurückhalt­ung auf, aber auf beiden Seiten werden militärisc­he Optionen durchgespi­elt. Pakistans Premier Imran Khan hat sich mit seinen für Atomwaffen zuständige­n Beratern getroffen. Die Stärke, die so demonstrie­rt werden soll, ist allerdings eine Schwäche. Denn es fehlt eine Vereinbaru­ng, die diese Eskalation ausschließ­t. Zwischen Russland und den USA hat der INFVertrag durch das Verbot von Mittelstre­ckenrakete­n die akute Gefahr einer Eskalation zumindest eingeschrä­nkt. Indien und Pakistan beweisen nun, wie sehr ein weltweit bindender Nachfolgev­ertrag notwendig ist.

Newspapers in German

Newspapers from Germany