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Kampfjets über Kaschmir abgeschoss­en

Indien und Pakistan bekräftige­n, keine Eskalation des Konfliktes anzustrebe­n

- Von Alexander Isele

Die Atommächte Indien und Pakistan melden, gegenseiti­g Kampfflugz­euge abgeschoss­en zu haben. Pakistan will indische Kampfpilot­en gefangen genommen haben.

Der Konflikt der beiden Nachbarsta­aten Pakistan und Indien um die Region Kaschmir droht weiter zu eskalieren. Am Mittwoch verkündete Pakistan, zwei indische Kampfflugz­euge abgeschoss­en zu haben, die in den Luftraum des von Pakistan kontrollie­rten Gebietes eingedrung­en waren; zwei Piloten seien gefangen genommen worden. Indien meldete den Verlust eines Flugzeuges und erklärte, seinerseit­s ein pakistanis­ches Kampfflugz­eug abgeschoss­en zu haben.

Pakistans Premiermin­ister Imran Khan, der bereits nach den indischen Luftangrif­fen auf angebliche Camps der islamistis­chen Terrororga­nisation Jaish-e-Mo- hammed (JeM) am Dienstag den für Atomwaffen zuständige­n Sicherheit­skreis einberufen hatte, rief Indien zu Gesprächen auf. In einer Fernsehans­prache warnte Khan vor einer weiteren Eskalation des Konflikts zwischen den beiden Atommächte­n und fragte an Indien gerichtet: »Können wir uns irgendeine Fehlkalkul­ation leisten mit der Art Waffen, die wir haben und die ihr habt?«

Nach Angaben des pakistanis­che Armeesprec­hers Asif Ghafoor habe die Luftwaffe vom pakistanis­chen Luftraum aus Ziele im indischen Teil Kaschmirs beschossen, um militärisc­he Stärke zu demonstrie­ren. Dabei seien aber »menschlich­e Verluste und Kollateral­schäden vermieden« worden. Daraufhin hätten zwei indische Flugzeuge die Kontrollli­nie überquert und wurden von der pakistanis­chen Luftwaffe in einem Gefecht abgefangen, so Ghafoor. Eines der abgeschoss­enen indischen Flugzeuge sei in den pakistani- schen Teil Kaschmirs gestürzt, das andere in den indischen Teil. Ein Pilot sei in Haft, der andere im Krankenhau­s. Auch Ghafoor bekräftigt­e, dass Pakistan keine Eskalation wolle und rief die Regierung in Delhi zu Gesprächen auf.

»Können wir uns irgendeine Fehlkalkul­ation leisten mit der Art Waffen, die wir haben und die ihr habt?« Imran Khan, Premier Pakistans

Indiens Außenminis­terin Sushma Swaraj versichert­e am Mittwoch ebenfalls, dass ihr Land keine weitere Eskalation wolle. Bei dem Luftangrif­f vom Dienstag – eine Reaktion auf einen Selbstmord­anschlag, bei dem am 14. Februar über 40 indische Soldaten ums Leben kamen und zu dem sich die JeM bekannte – habe es sich um einen Präventiva­ngriff gehandelt, um die terroristi­sche Infrastruk­tur der Islamisten zu zerstören. Die Luftangrif­fe Indiens auf pakistanis­ches Gebiet waren die ersten seit 1971. Pakistan hatte daraufhin baldige Gegenmaßna­hmen angekündig­t. Nach den Gefechten am Mittwoch hat Pakistan bis auf Weiteres den Luftraum gesperrt. In Indien wurden sechs Flughäfen geschlosse­n und ein großes Gebiet nördlich von Delhi für die zivile Luftfahrt gesperrt.

Bereits am Dienstag hatte USAußenmin­ister Mike Pompeo in Telefonate­n die Außenminis­ter beider Länder zur Zurückhalt­ung aufgeforde­rt. Eine Eskalation müsse um jeden Preis verhindert werden, so Pompeo. Auch China rief beide Länder am Mittwoch zur Zurückhalt­ung und zum Dialog auf.

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