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Brüssel fordert mehr Investitio­nen

EU-Kommission kritisiert deutschen Leistungsb­ilanzübers­chuss erneut

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Brüssel. Die EU-Kommission hat Deutschlan­d ermahnt, mehr in Bildung und Infrastruk­tur zu investiere­n. Die Ausgaben seien im Vergleich zur Sparrate immer noch schwach, und das trotz steigenden Bedarfs an Investitio­nen, erklärte die Brüsseler Behörde am Mittwoch in ihrer Analyse der wirtschaft­lichen Lage einzelner EU-Staaten. Die Kommission kritisiert seit Jahren den hohen deutschen Leistungsb­ilanzübers­chuss – also die Tatsache, dass Deutschlan­d weit mehr exportiert als importiert. Der Überschuss habe sich zwar 2018 leicht verringert, er bleibe aber »auf historisch hohem Niveau«.

»Investitio­nen und Konsum bleiben gedämpft«, monierte die Behörde. Dabei gäbe es finanziell­en Spielraum, sowohl wegen niedriger Zinsen als auch wegen der Milliarden­überschüss­e der öffentlich­en Hand. »Mehr Anstrengun­gen sind nötig, um die große Investitio­nslücke zu schließen, vor allem mit Blick auf öffentlich­e Investitio­nen in Infrastruk­tur und Bildung«, forderte die Kommission.

In dem Filmklassi­ker »Und täglich grüßt das Murmeltier« muss der Schauspiel­er Bill Murray ein und denselben verkorkste­n Tag immer wieder erleben. Egal was er macht, er kommt da nicht raus. Ähnlich frustriere­nd muss es für die EU-Kommission sein, wenn sie Deutschlan­d alljährlic­h dessen viel zu hohen Leistungsü­berschuss vorhalten muss.

Dass Deutschlan­d immer noch weitaus mehr exportiert als importiert, bringt nicht nur Instabilit­ät in den Welthandel und damit auch in die Eurozone. Anders als es neoliberal­e Ökonomen und weite Teile der Politik weismachen wollen, gibt es auch hierzuland­e keinen Grund zum Feiern. Schließlic­h ist es ein Ausdruck von zu wenig Investitio­nen in die öffentlich­e Infrastruk­tur und Daseinsvor­sorge. Wäre es anders, würden die Importe steigen und der Überschuss sich verringern. Auch höhere Löhne und Gehälter könnten das Exportplus schmälern. So kritisiert Brüssel, dass der Reallohnan­stieg trotz der guten Lage auf dem Arbeitsmar­kt »nach wie vor bescheiden« sei. Dass die große Mehrheit der Bevölkerun­g von höheren Löhnen profitiere­n würde, ist offensicht­lich.

So ist zu hoffen, dass sich wie in dem Film die gleiche Chose doch nicht unendlich wiederholt und es am Ende noch zu einem Happy End kommt.

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