Spur führt von Nizza nach Berlin
Islamistische Anschläge: Ben Ammar könnte Schlüsselfigur gewesen sein
Berlin. Die Rolle des Tunesiers Bilal Ben Ammar in der islamistischen Terrorszene ist weiter unklar. Dass er ein Freund Anis Amris war, ist bekannt. Ebenso, dass sich beide am Abend vor dem Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz am 19. Dezember 2016 in einem Lokal trafen. Gerüchten zufolge soll er beim Attentat, das 12 Menschen das Leben kostete, auf dem Breitscheidplatz gewesen sein und Amri bei der Flucht geholfen haben. Bestätigt ist das jedoch nicht.
Jetzt gibt es Anzeichen dafür, dass Ben Ammar auch mit dem islamistischen Anschlag in Nizza am 14. Juli 2016 etwas zu tun haben könnte. Dokumente legten es nahe, dass er zum Zeitpunkt des Anschlags vor Ort gewesen sein könnte, berichten der rbb und das ARD-Magazin »Kontraste«. Der Attentäter Mohamed LahouaiejBouhlel war in Nizza mit einem Lastwagen über einen Boulevard gerast; 86 Menschen starben.
Dem rbb liegt ein Screenshot einer Boardingkarte für einen Flug von Berlin-Schönefeld nach Nizza vor, der auf den 7. Juli 2016 datiert ist. Das Flugticket hätten Ermittler auf Ammars beschlagnahmtem Handy gefunden. Es sei nicht auf den Namen Ben Ammar ausgestellt, sondern auf einen mutmaßlichen Alias-Namen. Der Attentäter von Nizza, LahouaiejBouhlel, war wie Ammar und Amri Tunesier. Vor dem Attentat hatte er den Boulevard ausgespäht.
Ben Ammar wurde am 1. Februar 2017, nur wenige Wochen nach dem Berliner Anschlag, nach Tunesien abgeschoben. Der »Focus« berichtete, dass er offensichtlich ein Agent des marokkanischen Geheimdienstes sei, der per Abschiebung vor einer Strafverfolgung in Deutschland geschützt werden sollte. Dem Magazin lägen dazu geheime Ermittlungsakten vor.
Ein Untersuchungsausschuss des Bundestages versucht, Behördenfehler rund um das BerlinerAttentat aufzuklären und drängt auf eine Vernehmung Ben Ammars. Es wird erwartet, dass Innenminister Horst Seehofer (CSU) noch diese Woche dazu Auskunft gibt.