Skandalbank muss Estland verlassen
In der Danske Bank wurden vermutlich rund 200 Milliarden Euro Schwarzgeld gewaschen
Über die estnische Filiale der Danske Bank wurden jahrlang Unsummen an Schwarzgeld gewaschen. Sie erwirtschafte zeitweise zehn Prozent des Gesamtgewinns, ohne dass jemand nachforschte.
Die global führende Bank zu werden, ist vielleicht der Traum eines jeden Geldhauses. Diesen Platz sicherte sich die dänische Traditionsbank Danske Bank in einem reichlich dubiosen Geschäftsfeld: Vorläufigen Ermittlungen zufolge wurden über sie rund 200 Milliarden Euro an Schwarzgeld gewaschen. Gegenwärtig ermitteln deswegen Aufsichtsbehörden und Finanzpolizei in den USA, Frankreich, der Schweiz, Finnland, Dänemark und Estland gegen die Bank. Die endgültigen Konsequenzen sind noch nicht abzusehen, aber das Ergebnis werden vermutlich Geldstrafen in Höhe von mehreren Milliarden Euro sein.
In dieser Woche informierte die estnische Finanzaufsicht die Danske Bank, dass sie spätestens in acht Monaten alle Aktivitäten in Estland eingestellt haben muss. Falls sie dem nicht nachkommt, muss sie ein Strafgeld von 100 000 Euro pro Tag zah- len. Rund 14 700 estnische Kunden müssen deswegen ihre Bank wechseln. Darüber hinaus prüft das Justizministerium, ob man Entschädigungen für die durch den Skandal entstandene Rufschädigung des baltischen Lands einklagen kann.
Zu Beginn des Jahrtausends beschloss der Vorstand der Danske Bank einen ambitionierten Wachstumsplan. Man wollte nicht nur zu Hause, sondern überall in Nordeuropa, in den baltischen Ländern und im boomenden irischen Markt präsent sein. Deshalb beschloss man, die Sampo-Bank aufzukaufen, die in Finnland wie in den baltischen Ländern eine starke Position innehatte. 2007 war der Deal abgeschlossen, doch schon bei der Übernahme wandte sich die russische Nationalbank an die neuen Besitzer und informierte sie darüber, dass mehrere Tausend ausländische Kunden der estnischen Filiale unter Verdacht stünden, kriminelle Verbindungen zu haben und Geldwäsche zu betreiben.
Doch die Chefetage der Danske Bank ignorierte diese und auch ähnliche Hinweise der estnischen Behörden in den folgenden Jahren, denen zufolge die Anzahl suspekter Kunden sogar noch weiter anstieg. 2013 ver- weigerte die US-amerikanische Großbank J.P. Morgan die weitere Zusammenarbeit, weil ihr der Geldstrom durch die estnische Abteilung verdächtig vorkam. Auch die Deutsche Bank stellte 2015 ihre Zusammenarbeit mit der estnischen Filiale ein und übergab während eines Treffens auf Direktionsebene Informati- onen. Erst Wochen nach diesem Gespräch begann die Danske Bank mit einer eigenen Untersuchung und beschloss, alle Geschäfte mit verdächtigen Kunden zu beenden.
Der estnische Ableger, der nicht größer ist als eine einzige durchschnittliche Filiale in Dänemark, erwirtschaftete zeitweise zehn Prozent des Gesamtgewinns der Danske Bank, ohne dass dies zu kritischen Nachfra- gen führte. Gegen eine Reihe von Mitarbeitern ermitteln nun die estnischen Behörden wegen des dringenden Verdachts, wissentlich bei der Geldwäsche assistiert zu haben. Der dortige Generaldirektor musste seinen Hut nehmen, bekam aber noch eine hohe Abfindung. Darüber hinaus verließ eine Reihe weiterer leitender Mitarbeiter die Bank. »Als Folge der geänderten Strategie« kündigte die Bank an, alle Filialen im Baltikum und in Russland zu schließen.
Wegen des Skandals wurden in Dänemark eine Reihe von Maßnahmen zur Stärkung der internen Aufsicht beschlossen sowie die Höhe der Geldstrafen bei Verstößen drastisch angehoben. Die Untersuchungen in den verschiedenen Ländern dürften frühestens Ende des Jahres abgeschlossen sein. Unterdessen haben bereits rund 14 000 Dänen ihr Konto bei der Bank gekündigt. Während der Imageschaden immens ist, hat sich der Geldwäscheskandal aber noch nicht finanziell ausgewirkt. Im Gegenteil: Umsatz und Gewinn der Danske Bank stiegen im vergangenen Jahr. Analysten raten Anlegern sogar, den niedrigen Aktienkurs zu nutzen, um sich langfristig bei dem profitablen Geldhaus einzukaufen.
Während der Imageschaden immens ist, hat sich der Geldwäscheskandal noch nicht finanziell auf die Danske Bank ausgewirkt.